Achim Hellbig von Brauart –
Britische Biere

„Wir waren einer der ersten Läden in Deutschland, die diese moderne Art des handwerklichen Bierbrauens aus Großbritannien herübergebracht haben.”

Achim Helbig, Inhaber von „Britische Biere“ auf der Emmastraße im Gespräch mit Thomas Majevszki.

 

Hallo Achim. Erzähl einfach mal über Dich und „Britische Biere”.
AH: Ich bin Achim Helbig und mit „Britische Biere“ jetzt seit über 10 Jahren hier vor Ort in der Emmastraße. Im letzten Dezember haben wir unser Zehnjähriges gefeiert. Ich selber bin zu „Britische Biere“ über mein Interesse an den britischen Inseln, Schottland, Irland, Großbritannien gekommen und natürlich aufgrund der Tatsache, dass ich immer gerne britisches Bier getrunken habe. In den zehn Jahren hat sich der Laden sehr gewandelt. Es war, wie du dich vielleicht erinnerst, am Anfang ein ganz kleines Lädchen mit 25 Quadratmetern und wir haben sukzessive ausgebaut und die aktuelle Situation erst seit Corona geschaffen. Das heißt, mit einer vernünftigen Theke und mit regelmäßigen Events.

Wenn ich jetzt zehn Jahre zurückdenke, dann hatte Craft Bier damals nicht die Bedeutung, die es heute hat. War „Britische Biere“ eine Art Botschafter, Entdecker und Vermittler für Craft Bier in Düsseldorf?
Ich selber habe ja schon viel früher angefangen und seit 2006 Biere aus Großbritannien importiert. Damals noch in einem anderen Kontext. Aber wir waren einer der ersten Läden in Deutschland, die diese moderne Art des handwerklichen Bierbrauens aus Großbritannien herübergebracht haben. Wir haben seitdem vielen Leuten gezeigt, was es alles für Alternativen zu den „üblichen Bieren“ gibt und wie man innovativ mit dem Brauen umgehen kann und welche spannenden Biere dabei entstehen können.

„Inzwischen gibt es nur noch zwei Läden, die das Thema Craft Bier zum Hauptfokus haben.”

Das stimmt, damals war Bier auf die Handvoll Standards beschränkt, hier glücklicherweise noch ein bisschen erweitert durch diverse gute Alt-Biere, aber vom britischen und vom belgischen Bier hat man wenig gehört.
Wenn man jetzt die Leute fragt, ist das teilweise immer noch so. Man kennt natürlich das irische Guinness und vielleicht ein Newcastle Brown Ale und dann ist es meistens vorbei. Aber es gibt eine sehr große Anzahl an neuen Brauereien, die in den letzten 5 bis 10 Jahren entstanden sind. Die Hälfte der britischen Biere, die wir führen, sind aus noch sehr jungen Brauereien. Das ist in Großbritannien immer noch ein Trend, der sehr spannend ist, der sich immer wieder selbst erneuert und bei dem noch viel passiert. Deswegen ist es natürlich auch spannend für uns, immer wieder neue Biere herüber zu holen.

„Die Hälfte der britischen Biere, die wir führen, sind aus noch sehr jungen Brauereien.”

Wie sieht Dein aktuelles Portfolio aus? Ich sehe hier sehr viele britische Biere, aber auch belgische und einige deutsche Biere.
Also nach dem Brexit haben wir uns natürlich erst mal neu sortieren müssen. Eine Frage war, welches EU-Land eine Brau-Tradition hat und spannende Brauereien bietet. Die Antwort war sehr einfach: Belgien! Direkt nach dem Brexit haben wir mit dem Import von belgischen Bieren angefangen und jetzt haben wir immer so um die 100 belgische Biere im Sortiment und das ergänzt die britischen Biere sehr gut, weil es ganz andere Sorten sind. Also Double, Triple, Quadrupel, oder auch Krieks. Das heißt spontan vergorene Sorten, im Fass gereifte Sorten, wie man sie in Großbritannien eigentlich gar nicht bekommt.

Welche Rolle spielt neben den Bieren selber eigentlich die Location? Die Atmosphäre hier bei Dir im Laden ist, wie ich finde, einzigartig in Düsseldorf.
Danke, dass es Dir gefällt. Freut mich. Es spielt eine große Rolle. Die Leute merken sofort, dass es kein normaler Einzelhandel ist, sondern so eine Mischung aus einer Eventlocation und einem Einzelhandel. Mittlerweile machen wir sehr viele regelmäßige Events. Wir haben Livemusik, wir machen regelmäßig Quiz Nights und wir veranstalten eine englische Comedy Night. Einmal die Woche ist die Düsseldorfer Brettspielgemeinde hier.

Das ist keine Lauflage, die Leute kommen ja nicht zufällig vorbei, oder nur wenige. Natürlich gibt es die Fans von britischem und belgischem Bier, die extra wegen unseres Sortiments hier hinkommen. Aber viele Leute kommen wegen der Events, sehen dann, dass es uns gibt und kommen wieder. Die Events sind also ganz entscheidend für uns.

Wie empfindest du die Veränderungen in der Düsseldorfer Gastroszene in den letzten Jahren?
AH: In erster Linie denkt man da natürlich immer an die Altstadt, weil das offensichtlich das Zentrum des Ganzen ist. Wenn ich jetzt zurückdenke, als ich das erste Mal, so vor ungefähr 35 Jahren, in der Altstadt unterwegs war, ist sehr viel Individualität verloren gegangen. Man hat mittlerweile in der Altstadt oft das Gefühl, dass es wie in den USA in den Shopping Malls zugeht. Man kennt jedes Geschäft, jedes Sortiment und freut sich schon, wenn man nur eine lokale Eisdiele findet. Das ist in der Altstadt teilweise genauso. Also man hat natürlich die internationalen Fressbuden, aber man hat auch Läden, wie man sie auf Mallorca, in München und sonstwo auch findet. Das ist schade. Glücklicherweise haben wir immer noch die traditionellen Hausbrauereien. Und es machen auch neue Läden auf, die von kleinen Betrieben oder von kleinen Ideen getragen sind. Also zum Beispiel, dass jemand anfängt ein neues Bier zu brauen, wie es „Kürzer“ vor Jahren gemacht hat, oder ob man vor nicht allzu langer Zeit hier auch einen alten Jazzladen wiederbelebt. Aber insgesamt gibt es sehr viel Massentourismus und sehr viele Junggesellenabschiede. Man säuft sich die Hucke voll und dann gibt es eine Schlägerei. Das ist einfach schade. In anderen Teilen Düsseldorfs gibt es immer wieder Bereiche, wo man individuelle Gastronomen findet, die etwas Neues versuchen, aber es ist eben sehr schwierig.

Also aus meiner Sicht lebt eigentlich eine Stadt von den Orten, die es kein zweites Mal in ähnlicher Form gibt, zum Beispiel auch wie „Britische Biere“ oder einige andere. Glaubst Du, die Zahl dieser Orte hat sich erhöht, oder hat sie sich eher reduziert?
AH: Also es blüht immer wieder etwas Neues auf und es geht immer wieder etwas kaputt. Vor ein paar Jahren hatten wir in Düsseldorf ca. ein halbes Dutzend Craft Beer Locations. Die allermeisten haben inzwischen geschlossen. Inzwischen gibt es nur noch zwei Läden, die das Thema Craft Bier zum Hauptfokus haben. Es ist halt schwierig in diesem Bereich. Auf der einen Seite muss man sich etwas Neues einfallen lassen, etwas Spannendes, aber es darf dann idealerweise auch nicht unfassbar teuer sein. Deswegen haben wir ja auch immer Biere, die ganz normale Preise haben. Zum Beispiel das Helle oder der Cider, die wir haben, kosten nur fünf Euro für einen halben Liter. Selbst das empfinden viele Leute als teuer.

Welche Ziele für die Zukunft hast du? Was sind Deine nächsten Pläne?
AH: Ja, also nach den letzten Jahren ist es schon schön, dass es uns in dieser Form gibt. Das muss man ganz klar sagen. Große Katastrophen haben sich abgewechselt, erst Corona, jetzt der Krieg mit den daraus resultierenden hohen Energiekosten und dergleichen. Es ist für eine kleine Firma sehr schwierig, das alles hinzubekommen und ich bin froh, dass wir weiterhin tolle Events veranstalten und eine große Zahl an spannenden und seltenen Bieren bieten können.

Lieber Achim, vielen Dank für das Gespräch!

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