„Komm, lass uns doch mal sowas machen. In Düsseldorf gibt es nichts Vergleichbares.”
Thomas Kastner, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer des UNLICHT auf der Friedrichstraße im Gespräch mit Thomas Majevszki.
Ja, es gibt das Unlicht schon recht lange. Aus einem wirklich kleinen Hobbyprojekt unter Freunden ist am Ende, seit mittlerweile 19 Jahren, spätestens mit dem Umzug in das neue Ladenlokal in 2008, ein richtig großer Laden entstanden. 2005 haben wir uns gegründet. Es ist dann quasi ein „Conceptstore“ geworden, ein zielgruppenorientierter Gemischtwarenhandel, hätte man früher gesagt.
Das ist richtig. Ja, was umfasst das Sortiment? Das kann man eigentlich in einem Satz gar nicht sagen. Ganz grob orientieren wir uns an Leuten, die das Extravagante suchen, an denen, die auf der Suche nach etwas Neuem sind, an Liebhabern von Szenen, verschiedenen Musikrichtungen, vor allem rockiger Art, und an Leuten, die Hobbys wie Esoterik oder Mittelalter verfolgen. Es ist also eine bunte Mischung. Manche kommen einfach nur, um ein außergewöhnliches Geschenk für jemanden zu finden, der sonst schon alles hat. Hier treffen sich Leute, die privat überhaupt nichts miteinander zu tun haben, aber im Laden sind sie alle vereint.
Wir sind in der Gründungszeit mit der Genießer-Fraktion gestartet, also Leute, die einfach mal etwas Neues probieren möchten. Damals gab es in Düsseldorf keinen Honigwein und auch keinen Absinth, nicht einmal bei großen Spezialitätenläden. Wir hatten jedoch Honigwein und Absinth im Angebot, weil diese Getränke in der Jugendkultur, insbesondere in den Szenen Metal, Mittelalter, Gothic, Rock und Punk, sehr beliebt waren. Dann kamen wir auf Craft Bier. Auf Märkten lernten wir Craft Bier kennen, was schließlich zur Gründung einer eigenen Firma für britische Biere führte. Später stießen wir auf Whisky. Es ergab sich, dass wir, wenn wir Spirituosen anboten, jemand immer wieder fragte, ob wir einen besonderen Whisky ins Programm aufnehmen könnten. So begann unser nächstes Projekt. Es macht jedoch keinen Sinn, Whiskys anzubieten, die man hier schon bekommt, da es hervorragende Whisky-Läden in und um Düsseldorf gibt. Deswegen brachten wir von unseren Touren spezielle Whiskys und auch Gin mit, die es hier noch nicht gab. Kunden freuten sich, neue Whiskys zu entdecken und auszuprobieren, was bis heute unser Ansatz ist. Ein weiteres Beispiel ist Rum. Auf einer Weinmesse lernte ich hochwertigen Rum kennen. Diese Messe war eher ein Tasting-Event und hatte einen Stand mit verschiedenen Rumsorten. Bis dahin kannte ich Rum nur zum Mischen mit Cola. Ich war überrascht, welche Geschmacksnuancen dieser Rum bieten konnte. Ähnlich erging es mir mit Tequila. Obwohl dieser Markt damals noch zu speziell war, haben wir es dennoch versucht. Unsere Idee ist es, immer neue Horizonte zu entdecken, die uns selbst faszinieren und möglicherweise auch anderen gefallen könnten. Wir geben diesen Getränken eine Chance und nehmen sie ins Programm auf, um zu sehen, wie sie bei unseren Kunden ankommen.
Das wäre ein Ansatz. Und, wie man sieht, haben wir immer einiges offen. Das heißt, wenn man die Zeit und Möglichkeit hat und nicht mehr arbeiten muss, kann man auch ein kleines Schlückchen nehmen. Ansonsten kann man seine Nase benutzen. Das ist viel hilfreicher, als sich nur die hübsche Flasche anzusehen und den wohlfeilen Erklärungen des Verkäufers zu lauschen. Worte haben ihre Grenzen, wo die anderen Sinne anfangen – riechen und schmecken ist natürlich etwas ganz anderes.
Ja, jede Menge davon. Wie gesagt, ich komme noch einmal darauf zurück: Zielgruppenorientierung. Wir wollen den Lifestyle repräsentieren, weil das auch Dinge sind, die wir selbst damals und jetzt auch noch hier im Team leben und mögen. Bekleidungsstile, die an diverse rockige Musikrichtungen angelehnt sind, ein bisschen ausgefallen, mit Akzenten zu dem, was man überall bekommt. Und ja, insofern haben wir hier auch ein breites Sortiment. Wir haben ausgefallene T-Shirts, für Damen viele Sachen, alle Produktgruppen, die man braucht: Röcke, Hosen, alles Mögliche, und das in diversen und ausgefallenen Styles, die man sonst nicht ohne weiteres erhält. Dazu passen natürlich die Accessoires, vom Schmuck bis hin zu Taschen, Gürteln, Armbändern usw. Das ist das gesamte Konzept.
Genau. Also es gibt Leute, die das Mittelalter im alltäglichen Lebensstil einbauen und so weit darin leben, dass es ein Teil ihres allgemeinen Lebenskonzepts ist. Es gibt auch Leute, die das nur als Hobby betreiben und z.B. zu Mittelaltermärkten fahren oder sich im Schaukampf engagieren, diesen als Sport betreiben und historische Fechttechniken wieder aufleben lassen. Sie führen das vielleicht sogar auf Märkten vor. Dazu bieten wir jede Menge an: Einmal die Gewandung, wie man die Kostüme im mittelalterlichen Bereich nennt. Der Mittelalterbegeisterte spricht da nicht von Kostüm, sondern von Gewandung. Da gehören gewisse Dinge dazu, und wir bieten die Grundausstattung an, vom Hemd bis zum Gürtel usw. In dem Bereich gibt es natürlich viele, die auch viel selbst machen, gerade wenn sie tiefer im Hobby drin sind. Aber selbst dann fangen sie nicht bei null an, sondern holen sich vielleicht ein Teil und modifizieren es dann mit eigenen Ideen. Dann gibt es natürlich die Leute, die gerne Schaukampfwaffen sammeln. Wir haben Dekowaffen, zum Teil Film-inspirierte Waffen, von Mittelalterlichem wie „Königreich der Himmel” bis hin zu Anime- und Cosplay-Thematiken. Es gibt Sammler von verschiedenen Filmschwertern wie Katanas; das sind Dekoschwerter, die einfach Sammlerobjekte sind, die man sich zu Hause hinstellt oder an die Wand hängt. So wie der eine Porzellanenten sammelt, sammelt der andere eben Anime-Schwerter aus Filmen.
Ja, die Esoterikbranche ist in den letzten Jahren wieder spürbar gewachsen. Das liegt unter anderem daran, dass es vor etwa 15 bis 20 Jahren in Düsseldorf noch mehrere spezielle Esoterikläden gab. Heute existieren diese Geschäfte nicht mehr. Auch die kleinen Boutiquen in der Altstadt, die verschiedene Lifestyles wie Punk, Gothic oder Hippie bedienten, sind verschwunden. Die Altstadt ist zunehmend Mainstream geworden, und die kleinen spezialisierten Läden können sich die Mieten dort nicht mehr leisten. In der Innenstadt sieht es ähnlich aus.
Die Zeiten sind härter geworden; wer ein kleines, inhabergeführtes Geschäft betreibt, muss oft noch zusätzlich nachts arbeiten, um über die Runden zu kommen. Der Preisdruck und das Internet machen es kleinen Geschäften immer schwerer. Früher gab es diese Probleme nicht in diesem Maße.
Wir versuchen, bewusst dagegenzuhalten. Wir haben eine kleine Internetpräsenz, aber außer Miet- und Geschenkgutscheinen kann man dort nicht wirklich etwas bestellen. Es macht für uns keinen Sinn, viel Energie in den Online-Shop zu stecken. Wir konzentrieren unsere Energie lieber darauf, unseren Laden attraktiv zu gestalten. Wie bereits erwähnt, geht es nicht nur um das Aussehen des Ladens. Schauen und Reden sind wichtig, aber auch die anderen Sinne wie Riechen, Schmecken und Anfassen spielen eine große Rolle. Wie fühlt sich ein Produkt an? Wie schwer ist es? Welche Haptik hat es?
Unsere Kunden sollen die Möglichkeit haben, Produkte anzufassen und auszuprobieren. Unsere Mitarbeiter sind immer bereit, mit Erklärungen zu helfen und die Kunden dazu zu animieren, die Produkte zu erleben. Besonders im Bereich Esoterik ist das wichtig: Wenn man ein Amulett oder einen Pendel kauft oder sich für Steine interessiert, möchte man eine energetische Verbindung aufbauen. Das funktioniert nicht über das Internet.
Das Gleiche gilt für Dekorationsschwerter. Wenn jemand ein schönes Dekoschwert haben möchte, muss er es genau anschauen und es fühlen. Ist es gut entgratet? Wie fühlt sich der Griff an? Selbst wenn das Schwert nur an der Wand hängt, möchte man ein Produkt haben, mit dem man sich wohlfühlt.
Und das ist genau der Punkt. Wenn wir es auf einen Satz bringen sollten, dann ist es ein Laden für Freizeit und Wohlfühlen. Hier findest du nichts, was du im Alltag dringend brauchst, aber Dinge, die du gerne hast. Du sollst dir hier eine Auszeit nehmen, den Aufenthalt genießen, Dinge probieren, schnuppern, anfassen etc.
„Unsere Idee ist es, immer neue Horizonte zu entdecken, die uns selbst faszinieren und möglicherweise auch anderen gefallen."
Das fing alles in meinem Kopf an! Von Beruf bin ich eigentlich Gymnasiallehrer für Geschichte und Erdkunde. Ich habe eine Zeit lang im Schulbuchbereich und in der Erwachsenenbildung gearbeitet, dort aber keine Erfüllung gefunden. Dann dachte ich, es wäre an der Zeit, mein Hobby zum Beruf zu machen. Es war zunächst als nebenberufliches Projekt mit einem Freund geplant. Wir sagten uns: „Komm, lass uns doch mal sowas machen. In Düsseldorf gibt es nichts Vergleichbares.“ Das war vor dem Internet, die Älteren werden sich erinnern. Und so begann es einfach.
Wir wollten selbst etwas eigenes auf die Beine stellen. Damals hatten wir einen kleinen Laden mit 70 Quadratmetern. Wir haben zu dritt angefangen, auf dem Fürstenwall. Uns war damals schon klar: Um bekannt zu werden, müssen wir gleichzeitig Mittelaltermärkte und Musikfestivals besuchen. Das war unser Konzept und so sind wir gestartet.
Die ersten zwei, drei Jahre vergingen und wir haben gesehen, dass es keineswegs ein nebenberufliches Projekt ist, sondern ein Vollzeitprojekt. Wir hingen ständig aufeinander, unsere Lebenspartner sahen wir nur noch zwischendurch. Der Laden war sechs Tage die Woche offen und am Wochenende sind zwei von uns zum Verkauf auf ein Event gefahren. Insgesamt haben wir 25 bis 30 Märkte im Jahr besucht.
Wir versuchten, auf verschiedenen Wegen zu wachsen. Als das Internet aufkam, hatten wir jemanden, der einen Onlineshop für uns programmierte. Doch wie es oft ist, braucht man ein paar Jahre. Ein Spruch aus einem Existenzgründungsseminar trifft tatsächlich zu: „Das erste Projekt fährt man in den Sand, beim nächsten weiß man dann, wie es läuft.” Wir haben das erste Projekt nicht in den Sand gesetzt, aber es waren harte fünf Jahre voller Knochenarbeit. Nach fünf Jahren stieg der erste Kompagnon aus.
Wir haben damals auch noch Dinge mit Bierbörsen versucht. Der finanzielle Ertrag war minimal. Wir starteten blauäugig mit einer gewissen Summe und haben privat Geld geliehen. Keine Förderkredite. Wir ackerten fünf Jahre lang, um überhaupt etwas zu erreichen, da wir das Geschäft intern aufbauen mussten. Der finanzielle Faktor war zu vernachlässigen, daher hatte der erste nach fünf bis sechs Jahren keinen Spaß mehr. Der zweite fokussierte sich auf das Bierprojekt und stand für den Laden immer weniger zur Verfügung. Am Ende haben wir die Firmen getrennt. Seit etwa zehn Jahren führe ich das Unlicht alleine, seit ungefähr fünf Jahren mit einer stabilen und harmonischen Crew, die gut zusammenarbeitet. Dank ihrer Hilfe haben wir auch die schweren Corona-Zeiten überstanden.
Unser Fokus sind die erlebnisorientierten Menschen. Die Leute, die einen bestimmten Lebensstil haben und denen Beratung etwas wert ist. Menschen, die das Einkaufen mit allen Sinnen schätzen und nicht nur günstig etwas online bestellen möchten. Aber wenn du ein Bauprojekt hast und auf dem Land wohnst und spezielle Nägel brauchst, dann bestellst du dir die schnell und hast sie vielleicht am nächsten Tag zu Hause.
Uns es geht es um das Einkaufserlebnis. Wenn du ein Produkt mit nach Hause nimmst und weißt, wo und wie du es gekauft hast, hat es einen besonderen Stellenwert. Die Leute fragen oft, ob hier alles zum Verkauf steht, und ich sage: „Wenn der Preis stimmt, ja!“ Aber viele Dinge hier haben eine persönliche Geschichte. Zum Beispiel hängt hier ein Bild, das der Onkel meiner Mutter gemalt hat – es zeigt die Aussicht von der Terrasse meiner Oma in Berchtesgaden. Solche Dinge schaffen das Gesamtambiente. Wir haben auch Dekoartikel von verschiedenen anderen Läden übernommen, die mittlerweile geschlossen wurden. Manchmal kommen Leute vorbei, die diese Läden noch kennen und freuen sich, etwas wiederzusehen.
Ja, dieses Erlebnis hatte ich auch. Mitte der 90er bin ich mit einem Kumpel zwei, drei Wochen mit dem Auto durch England gereist. Bei der dritten Stadt haben wir festgestellt, dass die Innenstadt genauso aussieht wie bei den anderen beiden Städten und alles wirkte gleich. Das nimmt einem die Lust, Neues und Einzigartiges zu entdecken. Das liegt teils am enormen Preisdruck. Wenn du heute einen Laden eröffnest, brauchst du entweder ein großes Erbe oder musst viel investieren können, um es über Jahre zu schaffen. Für Familien ist das nahezu unmöglich.
Es gibt solche individuellen Geschäfte noch, aber eher außerhalb der Innenstädte, zum Beispiel in Vierteln wie Bilk, Flingern und der Loretto-Straße in Düsseldorf. Dort halten sich kleine Läden, weil Leute gezielt nach individuellen Conceptstores suchen. In der Innenstadt hingegen sind die Mietpreise so hoch, dass es sich nur lohnt, wenn das Gebäude einem selbst oder der Familie gehört.
Auf der Friedrichstraße haben wir seit 2016 das Problem, dass die U-Bahn in Betrieb genommen wurde und es keine Straßenbahnen mehr gibt. Seither plant die Stadt, die Straße komplett umzugestalten. Das hat zu einem Investitionsstau geführt, weil niemand Geld in einen Ort steckt, der bald umgebaut wird. Zudem sind die Baustellen noch bis mindestens 2026 bzw. 2028 aktiv. Bis hier wieder Entwicklung stattfinden kann, müssen diese Baustellen erst verschwinden.
Ja, es ging darum, zuerst die Straße zu verschönern, indem die Schienen entfernt werden. Dann meldeten sich die Stadtwerke und die Telekom und sagten, dass neue Leitungen verlegt werden müssten. Zudem stellte sich heraus, dass im nördlichen Teil die Kanäle marode sind, also sollte dies auch gleich saniert werden. Das alles verzögert das Projekt erheblich. Danach soll eine Straße mit multifunktionalen Bürgersteigen entstehen, die den Ladenbesitzern ermöglichen, saisonal Terrassen einzurichten oder Parkzonen für ihre Kunden bereitzustellen. Außerdem wird es die üblichen Liefer- und Grünzonen geben. Wir sind sehr gespannt, aber es ist noch ein langer Weg. Ich bin im Vorstand des Quartiersvereins Friedrichstraße und wir versuchen, durch positive Aktionen wie z.B. ein Sommerfest auf dem Kirchplatz oder geplante Herbstaktionen in den Geschäften, die Straße wieder in ein positives Licht zu rücken, da die Presse oft Negativgeschichten bringt.
Der Sternverlag gilt als Paradebeispiel in diesem Zusammenhang. Es stimmt, als er noch existierte, hat er zur Beliebtheit der Friedrichstraße beigetragen. Ich habe dort früher meine Schulbücher gekauft und lebe seit 1982 im Viertel. Aber der Sternverlag ist seit über 15 Jahren geschlossen. Das darf man nicht vergessen. Er hat schon lange vor dem Aufkommen von Amazon und Ketten wie Thalia und Mayerscher aufgegeben. Momentan wird der Abriss vorbereitet und möglicherweise soll ein Budget-Hotel dort errichtet werden. Die Friedrichstraße leidet unter starkem Leerstand und es scheint, als sei der Stadt das lange Zeit egal gewesen, obwohl sie eine der Top-Five-Straßen in Düsseldorf war und viel Geld in Form von Umsatzsteuern eingebracht hat. Wir als Verein mussten um Resonanz kämpfen. Jetzt gibt es etwas wie ein Zentrenmanagement und Fördergelder bis 2026. Ein Ladenlokal auf der Friedrichstraße 67 wurde eröffnet, um den Verein zu präsentieren und Anrainer zur Wiederbelebung des Viertels zu motivieren. Vorher hat die Stadt nichts getan, obwohl wir nur zehn Gehminuten von der Altstadt und drei Minuten von der Kö entfernt sind – wir sind mittendrin. Das Engagement der Stadt war jedoch gleich null.
Jeden zweiten Mittwoch eines Monats gibt es ein (Afterwork) Wein Tasting. Im Unlicht findest du nichts, was du im Alltag dringend brauchst, aber Dinge, die du gerne hast.
Das wird situativ entschieden. Wir müssen flexibel bleiben und schauen, wie sich die Gegebenheiten entwickeln. Also ich sage es mal so: Ich bin jetzt Mitte 50 und werde bis zur Rente hier bleiben. Das ist mein klares Ziel. Ich ziehe mit dem Laden nicht mehr um und fange auch nichts Neues mehr an. 20 Jahre sind eine lange Zeit und für mich ist dieser Laden wie ein Kind, das ich großgezogen habe. Meine Angestellten sind ein Teil meiner Familie, da wir seit Jahren zusammenarbeiten, teilweise sogar mit Zulieferern, mit denen man einen freundschaftlichen Umgang pflegt, weil man sich über viele Jahre kennt. Das ist auch meine Art zu arbeiten.
Ich hätte den Lehrerberuf ergreifen können, aber dafür hätte ich aus dem Rheinland in die Peripherie ziehen müssen. Heute könnte ich immer noch Lehrer werden, so verzweifelt sind sie, dass sie quasi jeden nehmen. Aber das werde ich nicht tun, denn ich schätze das selbstbestimmte, eigenverantwortliche Arbeiten zu sehr, und das bietet mir der Laden. Das ist auch etwas, was ich täglich mit meiner Crew lebe. Wir haben hier einen sehr kooperativen Führungsstil. Ich beziehe sie in ihre Aufgaben ein, ich kümmere mich um Bestellungen, während ihr tägliches Brot die Kundenberatung ist. Sie wissen bei vielen Sachen besser als ich, welche Hauptartikel gefragt sind, und deshalb beziehe ich sie in diese Entscheidungen ein.
Aus meiner Erfahrung habe ich gesehen, dass Läden schließen mussten, wenn der Inhaber plötzlich und unerwartet seinen Job nicht mehr ausführen konnte. Deshalb versuche ich, eine langfristige Entwicklung zu schaffen, damit der Laden auch ohne mich weiter bestehen kann. Es wäre schön, wenn hier auch noch eine weitere Generation tätig wäre und es weiterhin eine Möglichkeit für Leute gäbe, die diesen beratungsintensiven Einzelhandel mögen und sich für die Produkte interessieren, die wir vertreten. Meine Crew geht darin auf, auch privat, und deswegen können sie es im Laden gut vertreten.
Wir sind nach wie vor auf Mittelaltermärkten in der Region unterwegs. Wir besuchen etwa sechs bis acht verschiedene Märkte, zum Beispiel in Mühlheim, Schloss Broich und Schloss Walbeck, wo der Spargel herkommt. Dazu kommen noch einige andere Märkte. Außerdem organisieren wir Events im Laden. Wir veranstalten immer noch Rosenmontags-Partys im Laden, weil früher der Zug hier vorbeifuhr. Diese Tradition haben wir beibehalten, mit eigenem DJ und rockiger Musik. Unser Ladengeburtstag wird immer um den 24. September herum gefeiert, ebenfalls mit unserem Haus-DJ.
Zusätzlich bieten wir Tasting Events an. Jeden zweiten Mittwoch eines Monats gibt es ein (Open) Wein After Work Tasting. Man kann einfach vorbeikommen oder sich über Facebook oder unsere Homepage informieren, wann die nächsten Termine sind. An diesen Abenden probieren wir von 18 bis 21 Uhr fünf bis sechs Weine in geselliger Atmosphäre, ohne große Erklärungen oder Vorträge, einfach nur Wein probieren und nette Unterhaltung.
Unsere Kollegin organisiert am vorletzten Freitag jedes Monats ähnliche Abende, bei denen verschiedene Spirituosen wie Rum oder Whisky verkostet werden können. Auch hier geht es hauptsächlich um ein gemütliches Beisammensein und das Probieren der Getränke. Es wird nur ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben, da es keine Vorträge oder ähnliches gibt. Bei uns steht das gesellige Zusammensein im Vordergrund.
Lieber Thomas, vielen Dank für das spannende Gespräch!
Friedrichstraße 117
40217 Düsseldorf-Bilk
Deutschland
Telefon: 0211/ 15 766 912