„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“
Interview mit Marion Warden, Kreisgeschäftsführerin der AWO in Düsseldorf
von Evelin Theisen
Das Thema „Frauen in leitenden Positionen“ ist derzeit sehr präsent. Du gehörst dazu mit der verantwortungsvollen Aufgabe der Kreisgeschäftsführerin der AWO in Düsseldorf. Davor warst du als Mitglied des Landtags NRW für die SPD tätig. Welche Ziele sind dir wichtig und wie konntest du sie bisher erreichen?
Meine Motivation zum persönlichen Engagement lag immer schon darin, bestehende Verhältnisse zu Gunsten einer besseren Lösung zu verändern. Als Schülersprecherin am Comenius-Gymnasium genauso wie später als Sachbearbeiterin im Sozialamt, im Rahmen von Führungsaufgaben in der Verwaltung oder im politischen Bereich. Dazu ist viel Geduld und Überzeugungskraft nötig – und natürlich gelingt nicht immer alles, was man gerne möchte. Wichtig ist mir, dass vor allem junge Menschen eine Chance im Leben erhalten, unabhängig von den familiären Voraussetzungen. Dafür lohnt sich der Einsatz immer. Bei der AWO haben wir übrigens mehr als 1.200 Jugendliche in unterschiedlichen Projekten und Maßnahmen. Wir sind einer der größten Ausbildungsbetriebe der Stadt.
Besonders in der Politik bilden ja die Männer immer noch die große Mehrheit. Wie kann man das ändern?
Das ist ein langer Weg, aber in den letzten Jahrzehnten ist ja auch schon viel geschehen. Wir haben derzeit viele junge, aktive und gut ausgebildete Frauen bei der AWO und auch in der SPD sowie bei den anderen Parteien aber auch auf gesellschaftlicher Ebene. Die müssen wir fördern und ihnen Perspektiven bieten – vor allem zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber wir müssen auch an die jungen Männer denken. Auch sie müssen einbezogen werden.
Welche Ratschläge würdest du interessierten Frauen geben, die gerne politisch tätig werden möchten?
Einfach kommen, dabei sein und mitmachen – die Parteien sind froh über jedes Engagement. Und die Gemeinschaft entwickelt sich dann auch. Gute Infos gibt es über Social Media zu den Zielen und Schwerpunkten der politischen Parteien.
Dein Aufgabengebiet ist jetzt Geschäftsführerin bei der AWO. Dies ist eine große deutsche Organisation und als traditioneller Wohlfahrtsverband bekannt. Wie kann man die Aktivitäten insgesamt kurz umreißen?
Die AWO Düsseldorf hat rund 1.600 hauptberufliche Beschäftigte in vier Tochtergesellschaften und 134 Einrichtungen im Stadtgebiet, weiter-hin 2.000 Mitglieder in 14 Ortsvereinen und rund 700 ehrenamtlich Engagierte. Wir haben zum Beispiel 26 Kindertagesstätten, übernehmen die Betreuung im offenen Ganztag an circa 30 Schulen, betreiben mehrere stationäre Senioren- und Behinderteneinrichtungen, eine Tagespflege und verschiedene ambulante Wohnprojekte. Wir bieten Hilfe zur Erziehung, ein Familienbildungswerk mit zahlreichen Angeboten, Jugend- und Elternberatung. Darüber hinaus haben wir auch Angebote im Bereich Migration und Integration und vieles mehr. Wir sind sehr vielfältig und immer unter dem Leitsatz „Miteinander – Füreinander“.
Wo wird Hilfe heute am dringendsten benötigt?
Schwerpunkt muss die frühkindliche Entwicklung und Bildung sein. Aber wir dürfen auch die Familien in schwierigen sozialen Lebenssituationen nicht aus dem Blick verlieren und uns vor allem um das Wohl älterer und pflegebedürftiger Menschen bemühen.
Welche Arbeits- und Aufstiegschancen bieten sich den Mitarbeitern bei der AWO?
Wir erarbeiten derzeit ein komplexes Personalentwicklungskonzept, um neue Perspektiven und Aufstiegschancen zu eröffnen. So bieten wir fachbezogene Fortbildungen aber auch solche im Bereich der Mitarbeiterführung an. Geplant sind unter anderem der Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements und einer eigenen Sozial- und Pflegeberatung für unsere Beschäftigten. Wir haben da noch einiges vor! Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das wichtigste Potential.
Ist es möglich, in so einer großen Organisation eigene Ideen und Vorschläge zu realisieren?
Ja, warum nicht?
Kurzinfo: Die AWODie Arbeiterwohlfahrt ist ein dezentral organisierter deutscher Wohlfahrtsverband, der auf persönlichen Mitgliedschaften in seinen Ortsvereinen aufbaut. Sie ist einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrts-pflege und mit rund 210.000 hauptamtlichen Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Deutschland. Weiterhin gehört sie zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland und ist aufgrund ihrer Geschichte und ihres gesellschaftspolitischen Selbstverständnisses ein Wohlfahrtsverband mit besonderer Prägung. In ihr haben sich Frauen und Männer als Mitglieder und als ehren- und hauptamtlich Tätige zusammengefunden, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und um den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen. |
Kurzvita
Marion Warden wurde geboren am 24.08.1958 in Düsseldorf. Nach dem Abitur Studium mit Abschluss Diplom Verwaltungswirtin. Rund 30 Jahre hauptberufliche Führungserfahrung über verschiedene Ebenen bei der Stadtverwaltung Düsseldorf, zuletzt Bereichsleiterin Ordnung und Soziales, Städt. Verwaltungsdirektorin Stadt Monheim a.R. Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Monheim am Rhein, Lehrbeauftragte für Sozialrecht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Mitglied der Prüfungs-kommission für die gehobene Beamtenlaufbahn NRW. 2009-2012 Mitglied des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf, 2012-2017 direkt gewählte Abgeordnete im Landtag NRW, seit 12/2017 AWO Kreisverband Düsseldorf e.V., seit 04/2018 Geschäftsführender Vorstand und Kreisgeschäftsführerin, seit 01/2019 Sprecherin der Liga Wohlfahrt 2019. Förder- und Ehrenmitgliedschaften und Vorstandsfunktionen in Vereinen, u.a. seit 1982 Mitglied der AWO Düsseldorf und seit 1975 Mitglied der SPD. Sie ist verheiratet mit Axel Warden und hat 2 erwachsene Kinder.
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