„Die Landeshauptstadt hat attestiert bekommen, eine gute Gastgeberin gewesen zu sein“
Interview mit Helma Wassenhoven, Projektleitung „70 Jahre NRW – 70 Jahre Landeshauptstadt“
von Evelin Theisen
Düsseldorf feierte vom 26. bis 28. August 2016 mit der „größten Party am Rhein“ ein tolles Gemeinschaftsfest. Für diese Mammut-Organisation war sie verantwortlich: Helma Wassenhoven vom Büro Oberbürgermeister in Düsseldorf. Wie viel Vorbereitungszeit benötigt man für ein so gigantisches Fest, das nicht auf einem Festplatz stattfand, sondern sich vom Rheinufer auf vielen Straßen in die Stadt hinein erstreckte?
Die Planungen haben circa 16 Monate vor dem NRW-Tag begonnen. Im Laufe der Zeit ist die Veranstaltung dann im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen. In den letzten Monaten vor dem Termin war das Büro dann sozusagen unser Zuhause…
Im Zentrum stand ja nicht die Landeshauptstadt allein, das ganze Land – seinerzeit von den Engländern geschaffen – begeht 2016 seinen 70. Geburtstag. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der Landesregierung, den anderen Gemeinden und Städten?
Ausgesprochen positiv! Es war eine wunderbare Erfahrung mit der Staatskanzlei, dem Landtag und den Ministerien zusammen zu arbeiten. Im Laufe der Zeit sind wir zusammengewachsen. Sehr angenehm war auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen, die bei uns zu Gast waren. Mit Touristik NRW gab es einen starken Partner, der insbesondere die grünen Seiten unseres Landes aufgezeigt hat für den „Urlaub nebenan“. Aber auch die „Route der Industriekultur“ mit den Highlights des Ruhrgebiets war großartig. Uns ist einmal mehr bewusst geworden, wie vielseitig Nordrhein-Westfalen ist. Was uns sehr gefreut hat: Die Landeshauptstadt hat attestiert bekommen, eine gute Gastgeberin gewesen zu sein. Zitat einer Kollegin aus einer benachbarten Großstadt: „Gar nicht so Schicki-Micki, wie wir immer dachten.“ Das ist doch schön!
Das Fest sollte natürlich großartig, vielseitig, international und anspruchsvoll werden – durfte aber auf der anderen Seite auch nicht immens teuer sein. Wie schafft man diesen Spagat?
Mit hoher Kreativität, Angebotsvergleichen und einem klar definierten Ziel: Wir wollten Düsseldorf als liebenswerte Stadt und herzliche Gastgeberin präsentieren, mit einem heiteren Fest, über das die Gäste mit Freude flanieren sollten; eine Stadt, die zum Wiederkommen einlädt. Dazu braucht es keine riesengroßen teuren Stars, sondern engagierte Bürgerinnen und Bürger, die das Programm ehrenamtlich mitgestalten, wie die Mitglieder vieler Chöre aus ganz NRW, die sich schon Monate vorher auf dieses Ereignis vorbereitet hatten. Auch Sponsoren sind natürlich wichtig, wie beispielsweise unser Premiumsponsor Stadtwerke Düsseldorf, die den Auftritt eines solch populären Publikumsmagneten wie Culcha Candela ermöglichten.
Rückblickend war das Jubiläumswochenende heiter, sonnig, friedlich und gelungen, obwohl der Sommer 2016 von blutigen terroristischen Aktionen überschattet war. Wurden dadurch auch in Düsseldorf besondere Maßnahmen notwendig? Sind eventuell weniger Besucher gekommen, als erwartet?
Wir sind in Düsseldorf in Bezug auf Sicherheitsmaßnahmen schon seit Jahren ein Vorbild für andere Kommunen. Unsere Experten von der städtischen Feuerwehr stellen unsere Konzepte NRWweit vor, darum waren keine einschneidend anderen Maßnahmen notwendig. Insgesamt konnten wir rund 600.000 Gäste verzeichnen, eine außerordentlich hohe Zahl für eine einmalige Veranstaltung. Wir haben allerdings die Rückmeldung erhalten, das die große Hitze einige Menschen davon abgehalten hat, das Fest zu besuchen.
Gelobt wurde die große Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung dieses Volksfestes. Es gab nicht nur Amüsiermeilen wie auf der Kirmes, sondern viele informative Einrichtungen – beispielsweise von der Feuerwehr – bei denen sich die Besucher einbringen konnten. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Die Einsatzbereitschaft aller war großartig. Insbesondere auf der linken Rheinseite mit der Blaulichtmeile, der Bundeswehr, dem Jugend- und Sportbereich waren viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer tätig. Aber auch das Brauchtum hat sich super eingesetzt. Allen war wichtig: wir wollen Düsseldorf repräsentieren!
Düsseldorf feiert gerne und gut. „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ sagt man hier. Können Sie uns schon einen Hinweis auf ähnliche Veranstaltungen in den kommenden Jahren geben?
Jetzt steht zunächst einmal der Grand Depart im kommenden Jahr ins Haus, das größte Sportevent in 2017 – mit weltweiter Beachtung. Die Stadt Düsseldorf kann sich hier einem internationalen Publikum als das präsentieren, was sie ist – eine sportbegeisterte, sympathische Metropole und gute Gastgeberin. Und darauf freuen wir uns schon sehr.
Kurzvita
Helma Wassenhoven wurde 1961 in Düsseldorf geboren, Studium der Sozialarbeit, seit 1987 bei der Stadt Düsseldorf tätig Mitarbeiterin im Sport- und Sozialdezernat, Schwerpunkte Fundraising, Social Sponsoring/Öffentlichkeitsarbeit. Projektleitungen: Organisation und Planung von Kongressen, Partnerjahr Welthungerhilfe/ Stadt Düsseldorf, Bürgerprogramm Eurovision Song Contest. 2001 Internationales Jahr und 2012 Europäisches Jahr der Freiwilligen. Organisationsleitung von Großveranstaltungen wie Weltkindertag, Stadtjubiläum. Seit 2014 Referatsleiterin „Bürgerschaftliches Engagement, Veranstaltungen, Social Sponsoring und Brauchtum“ im Büro des Oberbürgermeisters Thomas Geisel. 2016 Projektleitung „70 Jahre NRW – 70 Jahre Landeshauptstadt.“ Verheiratet. Lebt in Düsseldorf.
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