11. Juni 2014In 2014/2

Ich halte sehr viel von Selbstverantwortung und Eigeninitiative

Interview mit dem Unternehmer Heiner Kamps


von Pina Coluccia

Wenn ich Deine Karriere verfolge, dann kommt mir das so vor, dass Du einen typisch amerikanischen Traum verwirklichst hast – vom Tellerwäscher zum Millionär. Immerhin hast Du als kleiner Bäcker angefangen. Aber dabei bist Du nicht stehengeblieben, sondern Du hast die ganze Branche in Deutschland aufgewirbelt. Du hast seinerzeit erkannt, dass sehr viele Kleinbäckereien in wirtschaftlichen Problemen standen – vor allen Dingen auch, weil ihnen der Nachwuchs fehlte. Deine erste Backstube hast Du zwar in Düsseldorf eröffnet, aber von da aus hast Du ganz Deutschland mit Filialen überzogen.
Doch dabei bist Du nicht stehengeblieben, erzähle einmal …

Die Geschichte der Kamps AG ist hinlänglich bekannt. Nach dem Verkauf durch Barilla war mir immer klar, dass ich weiterhin als Unternehmer aktiv sein möchte. Ich habe verschiedene Investitionsmöglichkeiten überprüft und im Jahre 2004 Bastian’s hier in Düsseldorf gegründet, 2005 Nordsee erworben, 2007 folgte Homann und 2009 Nadler. Diese Unternehmen wurden unter der Holding HK Food geführt mit circa 1 Milliarde Umsatz.
2010 erfolgte die Integration der HK Food in die Müller Gruppe. Seit 2011 bin ich CEO der Unternehmensgruppe Theo Müller und damit verantwortlich für ein Umsatzvolumen von 5,2 Milliarden Euro und 21.000 Mitarbeiter. Dies zu meiner beruflichen Tätigkeit. Außerdem habe ich im Jahre 2001 meine Stiftung „Brot gegen Not“ gegründet.

Kurzum, welcher geniale Gedanke hat Dich zu einem erfolgreichen Unternehmer gemacht, Wie hältst Du es mit dem Kapitalismus und wie hast Du Dich am Anfang finanziert?

Wie Du schon sagst bin ich Unternehmer und daher ist der Kapitalismus die Gesellschaftsform, die mir die Basis für mein unternehmerisches Handeln bietet. Ich halte sehr viel von Selbstverantwortung und Eigeninitiative. Damals habe ich die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert. Das Anfangskapital dafür waren ersparte 50.000 Euro, und mit dem Erfolg kamen dann auch die Banken.

Dass Du ein nachdenklicher und nachhaltiger Mensch bist, sieht man daran, dass Du die Hilfsorganisation ‚Brot gegen Not‘ gegründet hast, die in den Entwicklungsländern tätig ist, insbesondere unter dem lobenswerten Vorsatz: „Hilfe zur Selbsthilfe“, die einzige Möglichkeit, sinnvolle Entwicklung zu treiben. Es geht Dir nicht nur um Verteilung von Almosen, die teilweise ganze Volkswirtschaften ruinieren.

Wir möchten mit ‚Brot gegen Not‘ die Menschen nicht bevormunden. Unser Ziel ist es, ihnen die Möglichkeit zu geben, für sich selbst sorgen zu können. Durch die Ausbildung zum Bäcker schaffen wir die Grundlage für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben.

Gestatte mir noch eine private Frage: Du warst in Deiner Jugend sportlich sehr aktiv und spieltest Wasserball sogar in der Bundesliga. Ist das einer der Gründe, dass Du Deine Durchsetzungsfähigkeit gelernt hast. Gibt es noch andere Sportarten, die Dich interessieren?
Was Deine Familie anbelangt, hast Du ja Dein Soll erfüllt. Deine Kinder sind alle etwas geworden und hast jetzt sogar noch Zwillinge bekommen. Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank. Aber das ist bei meinen erwachsenen Kindern hauptsächlich der Verdienst ihrer Mutter. Die Zwillinge sind noch Babys.
Zurück zu Deiner Frage: Am Wasserball hängt mein Herz, aber im weitesten Sinne bin ich für alle Wassersportarten zu haben.

Du bist international sowohl beruflich als auch privat sehr viel unterwegs. Was bedeutet Dir Freundschaft und hast Du überhaupt Zeit, die zu pflegen?

Ein stabiles Umfeld ist mir sehr wichtig. Die Menschen in meiner Nähe begleiten mich schon sehr lange – sowohl privat als auch beruflich. Da spielen Entfernungen keine Rolle.

Ist Düsseldorf immer noch Deine Mutterstadt und wie bist Du ihr verbunden?

Düsseldorf ist zwar nicht meine Mutterstadt, denn wie Du weißt, komme ich aus Bocholt. Aber ich würde Düsseldorf als meine Heimat bezeichnen. Ich bin vor einigen Wochen in die Altstadt gezogen – das spricht doch Bände.


Kurzvita

Heiner KampsHeiner Kamps, Jahrgang 1955, wächst als Sohn eines Bäckers auf einem Bauernhof in der Nähe von Bocholt (westliches Münsterland) auf. Er erlernt das Bäckerhandwerk von der Pike auf und absolviert anschließend ein Betriebswirtschaftsstudium.
1981 gründete er in Düsseldorf seine erste eigene Bäckerei und formte innerhalb von knapp 20 Jahren Europas größten produzierenden Backkonzern mit über 1.000 Filialen und einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro, mit Heiner Kamps als CEO. Seit 2011 ist Kamps CEO der Unternehmensgruppe Theo Müller, einem international agierenden Konzern der Lebensmittelindustrie mit rund 21.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 5,2 Milliarden Euro.


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