Willi Körs im Gespräch mit Thomas Majevszki
Mein Vater sagte zu mir: „Hör mal, Du bist Düsseldorfer, dann verkaufe doch am besten Bilder der Düsseldorfer Schule.“ Das habe ich dann auch so gemacht.
Thomas Majevszki: Sie sind mit der Galerie „Willi Körs“ auf der Klosterstraße als Kunsthändler für die Düsseldorfer Schule in der Stadt eine Institution. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind oft mit meinen Eltern über die Klosterstraße ging und vor dem Fenster stehen blieb und die Bilder betrachtete, damals noch auf der anderen Straßenseite. Das müsste so ungefähr Anfang der Siebziger Jahre gewesen sein. Seit wann gibt es denn die Galerie an der Klosterstraße?
Willi Körs: Also die Galerie gibt es seit 1959 und wurde von meinem Vater gegründet, damals verkaufte er auch noch Teppiche. Ich hatte einen guten Freund, der wusste, dass ich des Öfteren in Museen ging und mich für die Bilder interessierte. Er hatte zu mir gesagt, dass ich einen Blick für Bilder hätte und das mit den Teppichen einfach lassen solle. Dann verkaufte ich noch ungefähr zwei Jahre Teppiche und Bilder, bevor ich, nachdem ich das Geschäft von meinem Vater übernommen hatte, den Teppichverkauf gänzlich einstellte. Ab Anfang der 70er Jahre habe ich dann nur noch mit Gemälden gehandelt. Mein Vater sagte zu mir: „Hör mal, Du bist Düsseldorfer, dann verkaufe doch am besten Bilder der Düsseldorfer Schule.“ Das habe ich dann auch so gemacht. Dann habe ich mich über 60 Jahre ausschließlich mit den Düsseldorfer Malern beschäftigt. Von anderen Dinge hatte ich auch keine Ahnung und diese Bilder waren mir irgendwie auch auf den Leib geschnitten. 1976 habe ich den ersten Katalog gemacht. Die Düsseldorfer Schule sind für mich Maler, die irgendwann mal hier in Düsseldorf die Akademie besucht haben oder an ihr gelehrt haben. Darunter sind auch einige Maler aus Amerika, aus England oder Schweden und aus vielen anderen Ländern, die hier in Düsseldorf studiert haben.
Ist der Begriff „Düsseldorfer Schule“ aus Ihrer Sicht zeitlich oder als Stil definiert?
Für mich sind die Vertreter der Düsseldorfer Schule, wie gesagt, alle Maler, die hier entweder einmal studiert oder gelehrt haben.
Würden Sie auch aktuellere, neuere Düsseldorfer Maler ausstellen?
Nein, das entspräche nicht meinem Geschmack. Ich habe nur Maler der alten Generation, wie diese, die Sie hier sehen. Diese neueren Künstler könnte ich auch nicht verkaufen, weil ich nicht dahinter stehe. Es gibt natürlich auch sehr gute neuzeitliche Maler, wie beispielsweise Gerhard Richter, der wohl bekannteste Maler der Welt, aber auch er entspricht nicht meinem Geschmack.
Wer sammelt, wer kauft die Kunst der Düsseldorfer Schule?
Das Klientel ist natürlich sehr breit gefächert. Aber man muss objektiv sagen, dass die Sammler, die die Düsseldorfer Schule über Jahrzehnte begleitet haben, langsam aussterben. Die neue Generation hat einen anderen Zeitgeschmack, sie interessiert sich natürlich mehr für moderne Malerei.
Titelfoto: Thomas Majevszki | Inhalt Fotos: Thomas Majevszki
Die Preise für die Bilder der Düsseldorfer Schule empfinde ich, insbesondere im Vergleich zu denen der aktuellen Kunst, als sehr erschwinglich. Wie beurteilen Sie die Preisentwicklung? Sind es lukrative Anlagen oder stellt sich ein stabiles Preisniveau ein?Das eine oder andere Werk kann durchaus auch bis zu 100.000 € kosten. Ich hatte zum Beispiel vor Jahren ein Bild von Oswald Achenbach für 125.000 € in der Galerie. Dann hatte mich eine Direktorin vom Dorotheum in Wien auf das Bild angesprochen und es für eine Auktion erworben, auf der es dann über 250.000 € einbrachte. Aber das sind natürlich Ausreißer. Das heißt, einzelne Vertreter der Düsseldorfer Schule haben auch international durchaus großen Namen?Ja, absolut, z. B. die Brüder Achenbach oder Johann Wilhelm Breyer. Das sind schon hochkarätige Maler, die auch heute noch im Ausland hoch gehandelt werden. Wie beurteilen Sie die Situation von Düsseldorf als Kunststadt? Wie hat sich das aus Ihrer Sicht in den letzten 50 Jahren geändert?Ach also, es hat sich sehr verändert, vor allem die Käuferstruktur. Früher wurden viel mehr Bilder einfach für die Wohnungen gekauft. Sogar bei Karstadt gab es ja früher eine eigene Abteilung für Gemälde. Heutzutage wird mehr in der Hoffnung auf Preissteigerungen gesammelt, nicht so sehr um die Werke dann wirklich in den eigenen vier Wänden aufzuhängen.
Noch bis zum 31.12. haben Sammler:innen und Liebhaber:innen die Gelegenheit, Werke der klassischen Düsseldorfer Malerei zu erwerben.
Und jetzt schließen Sie die Galerie zum 1. Januar 2025. Das heißt, die Kunden, die sich für die Düsseldorfer Schule interessieren, haben bis dahin noch Gelegenheit, hier bei Ihnen fündig zu werden?Könnte man so sagen. Ja, richtig. Wie geht es für sie danach weiter?Ich bin seit über 50 Jahren verheiratet und habe mit meiner Frau und meinen beiden Jungs eine Arbeit bei Fortuna. Ich rauche und ich trinke nicht. Ich habe eine hohe Lebenserwartung und möchte auch noch andere Dinge tun, als weiter Bilder zu verkaufen. Wird die Galerie denn geschlossen? Was passiert mit den Bildern, mit Ihrer Kollektion?Die Bilder werden eingelagert, also wir sind schon dabei. Ich sammle selber ja seit vielen Jahren und da ist eine ganze Menge an Bildern zusammengekommen, die mir alle auch sehr ans Herz gewachsen sind. Darum kümmere ich mich jetzt erst einmal. Vielen Dank für das Gespräch über Ihre wundervolle Galerie und die Geschichte einer Düsseldorfer Institution.
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Galerie an der Börse
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