13. November 2017In 2017/4

„Für den Eishockey Sport in Deutschland kann man sich nur wünschen, dass immer mehr Eisflächen entstehen“

Interview mit dem Geschäftsführer der DEG Stefan Adam


von Michael Meurer

Herr Adam, Düsseldorf präsentiert sich gerne als Sportstadt – dieses Jahr zum Beispiel mit der Tischtennis WM, der Triathlon EM oder der Tour de France. Fortuna Düsseldorf ist gut in die Saison gestartet, die Fans kommen zurück – wie intensiv wird denn die DEG aktuell und zukünftig unterstützt?

Die DEG genießt nach wie vor ein sehr hohes Ansehen in der Region und erfährt grundsätzlich von der Politik, der Wirtschaft und den Fans eine breite Unterstützung. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Düsseldorf in Bezug auf den ISS DOME und unsere Büro- und Trainingseinrichtungen auf der Brehmstraße ist hervorragend. Beim Thema Vermarktung und Sponsoring besteht natürlich weiterhin noch einige Luft nach oben. Hier wollen und müssen wir in Zukunft überzeugen und wachsen. Wobei man natürlich differenzieren muss, ob es um punktuelle Unterstützungsmaßnahmen geht oder um Partnerschaften, die beidseitig einen Mehrwert generieren sollen. Wir sind insgesamt davon überzeugt, dass wir gemeinsam mit unseren Gesellschaftern und unseren Partnern auf einem guten und richtigen Weg sind.

Im Rahmen einer tollen Saisoneröffnungsfeier auf dem Rathaus-Markt kamen rund zehntausend Fans und Interessierte. Wie sieht es nach dem ersten Saisondrittel aus – hält der Grad der Identifikation der Fans mit der neuen Mannschaft an?

Wir verspüren nach wie vor eine große Identifikation mit und rund um die DEG. Wir sind davon überzeugt, dass der Weg der Veränderung und Professionalisierung, den wir gegangen sind, der richtige war und ist. Und das Hauptattribut der Mannschaft – was wir in jedem Spiel sehen wollen, dass sich das gesamte Team mit dem Club, den Fans und der Stadt voll identifiziert und auf dem Eis Vollgas gibt – das ist, obwohl die Mannschaft mit rund 10 neuen Spielern ergänzt und verstärkt wurde, bereits eindeutig erkennbar. Das spüren auch die Fans und das wird auch trotz bisher nicht immer passender Ergebnisse gewürdigt. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Es ist erst etwas mehr als ein Drittel der Saison gespielt und es ist noch sehr viel zu tun. Vieles befindet sich mitten in einem Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Mit dem Großteil der bisherigen Auftritte des Teams kann man durchaus zufrieden sein, mit der aktuellen Punktausbeute hingegen nicht.

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„Für den Eishockey Sport in Deutschland kann man sich nur wünschen, dass immer mehr Eisflächen entstehen“ 6

Was unternimmt der Club, um auch Nicht-Interessierte an den Sport heran zu führen?

Das A und O ist natürlich eine umfangreiche Kommunikation auf allen verfügbaren Kanälen. Neben den eigenen Kanälen wie Website, Social Media, Newsletter etc., versuchen wir immer wieder gezielt auch durch Großflächen-Kampagnen und viele weitere kreative Maßnahmen in und um Düsseldorf, die DEG in das Stadtbild noch stärker zu integrieren. Auch auf vielen Veranstaltungen nehmen wir mit Aktionsständen teil und wollen möglichst überall präsent sein. Gemeinsam mit unserer Ticketing-Abteilung entwickeln wir außerdem immer wieder neue Aktionen. Es gibt zum Beispiel den großen Schools Day, der zweimal pro Saison stattfindet, in dessen Rahmen an beiden Terminen zusammen rund zehntausend Kinder und Jugendliche die DEG-Heimspiele besuchen und immer wieder total begeistert von der Atmosphäre und dem Eishockey-Sport sind. Das sind aber alles nur kleine Ausschnitte. Insgesamt unternehmen wir sehr viel, um die DEG und diesen großartigen Sport weiter zu pushen.

Wie sehr sind Sie schon sportlich und auch privat in Düsseldorf angekommen?

Ich habe bereits seit 20 Jahren meinen privaten Lebensmittelpunkt in Düsseldorf. Von daher bin ich sehr froh, dass ich Leben und Arbeiten jetzt in meiner mittlerweile gefühlten Heimatstadt miteinander verbinden kann. Ich fühle mich einhundertprozentig wohl in Düsseldorf. Sportlich war es natürlich insofern eine gewisse Umstellung, weil ich für einen Profi-Eishockey-Club noch nicht gearbeitet habe. Aber alle Grundmechanismen im Profisport und insbesondere Teamsport ähneln sich doch sehr. Auch da habe ich mich also sehr schnell zurechtgefunden, akklimatisiert und ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut. Ich fühle mich bei der DEG in jederlei Hinsicht voll integriert und was den Eishockey-Sport angeht, lerne ich natürlich auch jeden Tag noch etwas dazu. Ich empfinde das als sehr spannend.

Sie selbst waren Handball-Bundesliga-Spieler. Sie sind Mitglied im Aufsichtsrat von Brose Bamberg und des HC Erlangen. Gibt es Parallelen in den Sportarten Handball, Basketball, Eishockey und welche Unterschiede? Wie ist der Spieler-Spirit im Handball? Wie im Eishockey? Aus Fan-Sicht sind dies ja nun wirklich andere Welten.

Alle sind Team-Sportarten. Von daher bestehen natürlich mehr Parallelen als Unterschiede. Die Performance eines Teams kann immer nur so gut sein, wie die Summe aus der Qualität der Einzelspieler, aber eben auch der Mannschaftsstruktur, der Hierarchien, der Aufgabenverteilung. Das alles gehört zusammen und ist für jedes Team anwendbar – nicht nur im Sport.

Was die Trainingsmethodik, die Belastung, die Spielstruktur betrifft, gibt es zum Teil aber durchaus gravierende Unterschiede. Auch die Spielfrequenzen während der Saison und die Vorbereitungszeit auf den Wettkampf ist zum Teil unterschiedlich. Basketball und Eishockey sind natürlich nordamerikanisch geprägt. Handball ist eher in Europa zu Hause. Entsprechend unterscheidet sich auch der Spieler– und Trainer-Transfermarkt.

Die Fankultur ist sicherlich im Eishockey am außergewöhnlichsten und auch teilweise am traditionellsten. Das ist schon vielerorts wirklich beeindruckend. Auch die Reiseaktivitäten der Fans zu den Auswärtsspielen sind sicherlich in der DEL deutlich am größten und sicherlich dem Fußball sehr nahe. Die Atmosphäre in den Arenen ist durchaus vergleichbar, wobei beim Eishockey eher Gesänge dominieren und beim Basketball und Handball aufgrund zyklischem Angriff- und Abwehrwechsel eher rhythmisches Klatschen vorherrschen.

Viel Freizeit scheinen Sie ja nicht zu haben. Wo ist Ihr persönlicher Lieblingsort in Düsseldorf – außerhalb des Eishockeys im ISS DOME versteht sich?

DEN einen Lieblingsort in Düsseldorf habe ich nicht. Die Stadt ist so schön und lebenswert, dass es viele Plätze gibt, an denen ich mich sehr gerne aufhalte. Ich selbst wohne linksrheinisch. Von daher bin ich bei schönem, aber auch bei schlechterem Wetter sehr gerne am Rhein. Das ist immer wie ein kleiner Kurzurlaub. Ich gehe aber auch sehr gerne in die Carlstadt, nach Kaiserswerth oder den Grafenberger Wald.

Haben Sie noch live Spiele im Eisstadion an der Brehmstraße gesehen?Was ist Ihrer Meinung nach mit in den ISS DOME umgezogen, was nicht?

Ja, ich habe in den 90ern zur ganz großen Zeit Spiele live im Eisstadion an der Brehmstraße gesehen. Von daher auch aus dieser Zeit immer schon einen Bezug zur DEG gehabt. Beim Umzug in den ISS DOME 2006 ist grundsätzlich fast alles von der DEG mit umgezogen. Naturgemäß können aber gerade aufgrund der Tatsache, dass die DEG an der Brehmstraße diese unglaublich großen Erfolge gefeiert hat, alle Erinnerungen und die Historie eines so altehrwürdigen Stadions nur sehr schwierig von einem Tag auf den anderen in eine moderne Multifunktionsarena übertragen werden. Und das ist sicherlich auch das, was der eine oder andere, der schon ganz lange dabei ist, ab und zu noch vermisst. Letztlich ist der ISS DOME aber eine wunderschöne, zeitgemäße, komfortable Spielstätte, die über 13.200 Fans Platz bietet, in der wir uns absolut wohlfühlen und in der eine großartige Atmosphäre herrscht. Von daher sind wir mit der aktuellen Situation glücklich und zufrieden.

Auffällig ist der Trend, dass sich in vielen Städten unter anderem prominente Sportler für den Sport Eishockey interessieren. Wie sieht dies bei uns in Düsseldorf aus?

Auch bei uns sind regelmäßig Spieler und Offizielle der Fortuna, aber auch der umliegenden Fußball-Bundesligisten aus Schalke, Mönchengladbach oder Leverkusen zu Gast. Wir haben auch einige Prominente DEG Club 2020 Mitglieder. Zum Beispiel ist Axel Bellinghausen, wenn er es schafft, bei jedem Heimspiel dabei. Auch Angelique Kerber verfolgt die Spiele der DEG. Es gibt immer wieder einen Austausch und es wird sich gegenseitig unterstützt.

Haben Sie einen persönlichen, vielleicht revolutionären Wunschtraum für den Eishockey-Sport in Deutschland und in Düsseldorf?

Für die DEG haben wir natürlich den Wunschtraum, dass wir in der Zukunft irgendwann wieder die deutsche Meisterschaft feiern können. Und, dass der ISS DOME, wie früher das Stadion an der Brehmstraße, ständig restlos ausverkauft ist. Wie das Wort Wunschtraum allerdings beschreibt, ist beides noch eine größere Wegstrecke entfernt. Und für den Eishockey Sport in Deutschland kann man sich nur wünschen, dass immer mehr Eisflächen entstehen, dass es gerade für junge Menschen – ob im Rahmen der Schule oder für Freizeitaktivitäten – mehr Möglichkeiten gibt, Schlittschuh zu laufen und dadurch eben auch dem Eishockey-Sport näher zu kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich übrigens auf die große DEG Winterwelt auf der Kö aufmerksam machen, die im Herzen der Stadt für Groß und Klein ein echtes Erlebnis ermöglicht. Es wäre schön, wenn der Stellenwert des Eishockey-Sports in Deutschland auf breiter Basis eine wesentlich größere Bedeutung bekommen würde, es ist einfach ein unheimlich aufregender Sport.

Sie haben in einem früheren Interview mal erwähnt, dass Ihnen die Erfahrung mit Schlittschuhen auf dem Eis zu laufen noch fehlt, was ist daraus geworden?

Mittlerweile habe ich nicht nur auf Schlittschuhen gestanden, sondern auch in voller Montur die Grundzüge des Eishockey Spielens versucht, in die Praxis umzusetzen. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, und das will ich auf jeden Fall wiederholen, um es dann auch regelmäßiger machen. Es lohnt sich definitiv, es einmal auszuprobieren!


Kurzvita

Stefan AdamDer gebürtige Dortmunder Stefan Adam zog 1997 nach Düsseldorf und wechselte 1998 zum Handball-Zweitligisten HSV Düsseldorf. Er war außerdem u.a. für Bayer Dormagen, LTV Wuppertal und die beiden Dortmunder Clubs OSC und HSG in der ersten und zweiten Handball Bundesliga aktiv. Noch erfolgreicher war Adam als Manager. In Wuppertal stieg er 2002 noch während seines Jurastudiums als Geschäftsführer und Gesellschafter ein. Den nach einer durch ihn betriebenen Fusion mit der SG Solingen hervorgegangen Bergischen HC führte er durch den konsequenten Aufbau professioneller Strukturen und den Hinzugewinn zahlreicher größerer Sponsoren in die erste Handball Bundesliga. Vor seinem Engagement beim HC Erlangen war Adam Geschäftsführer beim deutschen Rekordmeister THW Kiel. In diese Zeit fiel die Deutsche Meisterschaft und der Pokalsieg 2013. Außerdem ist er bereits seit 10 Jahren Aufsichtsratsmitglied beim deutschen Basketball-Meister Brose Baskets Bamberg, wo er in dem Gremium für den Bereich Marketing und Sponsoring zuständig ist. Darüber hinaus war Stefan Adam vier Jahre lang Mitglied des Präsidiums der Handball Bundesliga.


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