Lyrik und Musik im Palazzo Albrizzi
von Konstanze Petersmann
„Der schönste Salon der Welt“ rief Napoleon 1797 aus, als er den Markusplatz der tausendjährigen Seerepublik Venedig betrat.
Architektonisch bietet Venedig eine märchenhafte Kulisse. Prächtige Barockfassaden wechseln mit venezianischer Spätgotik, die in filigrane Frührenaissance übergeht, mitunter im byzantinischen Goldglanz erstrahlt und diese sinnbetörende Pracht mit überaus viel Wasser umschließt.
Man flaniert durch verwirrende Gassen, über unzählige Brücken und Treppen oder auf gewundenen Wasserwegen. Dabei gerät das Gemüt ständig in Bewegung. Wasser ist nicht nur der Ursprung des Lebens, Wasser ist ein altes Symbol der Auflösung, Entgrenzung und Verschmelzung. Wasser vermittelt in und um Venedig ein Bild des Unendlichen, umspielt die Träume in Raum und Zeit und erinnert Konstanze Petersmann besonders mit dieser Thematik an eigene Gedichte.
Die Museen und Kirchen zeigen reiche Kunstwerke von unschätzbarem Wert. In der berühmten Galleria dell’Accademia befinden sich die weltbedeutendsten Sammlungen venezianischer Malerei von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert. Im Saal XXI ist der neunteilige Ursulazyklus (1495) zu sehen – berühmt ist „Der Traum der Heiligen Ursula“ – von Vittore Carpaccio.
Diese Gemälde verbindet Konstanze Petersmann vom Namen her mit der Edition „Virgines“ in Düsseldorf, in der ihr Gedichtband „In den Gärten der Plejaden“ vom Verleger Georg Aehling 2014 veröffentlicht wurde.
Hieraus las sie nun im Palazzo Albrizzi ihre Gedichte in deutscher Sprache. Die Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Prof. Nevia Pizzul-Capello übersetzte sie und so wurden sie dann sehr lebendig von der Film- und Fernsehschauspielerin Maria Pia Colonnello in italienischer Sprache vorgetragen.
Nach Venedig eingeladen hatten die Präsidentin der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft (ACIT) und für das Goethe-Institut Professorin Pizzul-Capello zur Lyrik- und Musikveranstaltung „Primavera Letterario-Musicale a Palazzo Albrizzi“. Zahlreiche interessierte Zuhörer von der Universität, dem Goethe-Institut sowie weitere Gäste waren anwesend.
Die zweisprachige Lyriklesung der Poetessa Konstanze Petersmann wurde umrahmt von einem wunderbar gelungenen klassischen Musikkonzert der Künstlerin und Sängerin Cordula Steinhoff aus Düsseldorf, am Flügel perfekt begleitet von der jungen Pianistin Francesca Vidal. Es war wirklich ein Genuss für alle Sinne.
Eine direkte Beziehung zur Poesie war an diesem Ort bereits gegeben, denn in der Zeit des 18. Jahrhunderts lebte und wirkte im Palazzo Albrizzi die Gräfin Isabella Albrizzi-Teotochi als Salonnière und Schriftstellerin. Zu ihren Gästen zählten seinerzeit Lord Byron, der Bildhauer Antonio Canova, Madame de Staël, Alexander von Humboldt und viele andere. Ebenso verbunden mit dem Palazzo Albrizzi und ihrer Ahnin in der Linie ‚Capello’, die einen Albrizzi heiratete, war auch die Gastgeberin, Professorin Nevia Pizzul-Capello.
Hier schließt sich der Kreis. Konstanze Petersmann konnte unzählige Eindrücke und Anregungen insbesondere als Salonnière für ihren eigenen Salon ‚Kunstsinn’ in Düsseldorf mit nach Hause nehmen.
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