13. Mai 2015In 2015/2

„Speedboot fahre ich schon seit 30 Jahren“

Interview mit Roger Klüh, Unternehmer und Sportler


von Christian Theisen

Das Tauwetter zwischen den USA und Kuba hat Ihr Projekt nun tatsächlich doch noch möglich gemacht. Wie lange arbeiten Sie schon daran?

Den Sport des Speedbootfahrens betreibe ich seit 30 Jahren. Mein Boot, Apache Star, kenne ich auch schon lange. Damals hieß es noch Apache Heritage, hatte an den Weltmeisterschaften 1992 und 1993 teilgenommen und jeweils den Titel geholt. Schon damals besaß es die Nummer 50. Später übernahm der Schauspieler Don Johnson, der ebenfalls viele Jahre Speedboot gefahren ist, die Nummer 50.
Als ich dann Anfang 2012 die Chance bekam, den Rumpf dieses geschichtsträchtigen Bootes zu kaufen, schlug ich natürlich sofort zu. Eine Werft in Miami hat es dann 2 Jahre lang nach meinen Plänen um- und ausgebaut. Es hat wieder die Nummer 50, die ich über mein Team erhalten habe, das damals auch mit Don Johnson gefahren ist.
Neben den technischen Vorbereitungen mussten wir auch rechtliche Hürden nehmen: Über Anwälte in Madrid habe ich Kontakt zu Anwälten in Kuba, die mit den dortigen Behörden alles abstimmen. Alleine an dem Konzept haben wir 7 Monate gearbeitet. Man hat unsere Idee sehr gut aufgenommen und unterstützt. Auf amerikanischer Seite mussten wir natürlich die Überfahrtsgenehmigung beantragen. Eigentlich sollte dann schon letztes Jahr die Fahrt nach Kuba stattfinden, aber wir bekamen aus Washington aufgrund des Embargos eine Absage. Die Idee wurde zunächst auf Eis gelegt.
Als dann Präsident Obama überraschend im Dezember 2014 die Annäherung an Kuba bekannt gab, habe ich sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Projekt dieses Jahr abzuschließen. Der Antrag wird gerade in Washington bearbeitet. Ich hoffe, dass ich Ende Juni grünes Licht habe. Der Start ist für den 1. August 2015 festgelegt.

Erzählen Sie uns kurz, warum genau diese Strecke? Um welchen Rekord geht es?

Grundsätzlich ist der Speedbootsport natürlich stark amerikanisch geprägt. Die Weltmeisterschaften finden offshore jedes Jahr bei Key West statt.Für die Apache Star wollte ich aber nicht an einer Weltmeisterschaft teilnehmen, sondern suchte nach einer besonderen Herausforderung. Was liegt da näher als die berühmten „90 Miles to Cuba“. Die Strecke, die ich fahren werde, ist allerdings sogar länger als 100 Seemeilen – ungefähr 200 Kilometer.Seit J.F. Kennedy am 7. Februar 1962 das Embargo gegen Kuba verhängt hat, wurde diese Strecke nie wieder offiziell befahren. Es gibt einen Rekord aus dem Jahr 1959, mit dem ich mich fairnesshalber nicht messen möchte, denn heute haben wir viel besseres Equipment. Ich werde vielmehr den ersten Rekord aufstellen, der ein Grundstein für zukünftige Events sein soll.Es wäre schön, wenn wir in der Folge Strukturen schaffen könnten, damit andere meinen Rekord brechen können.An Ihrem 50. Geburtstag dieses Jahr werden Sie aber keinen Alkohol trinken können.

War das Timing Zufall oder geplant? Feiern Sie dann auf Kuba?

Das ist eigentlich Zufall. Einerseits wussten wir, dass wir einen gewissen Vorlauf benötigen, um alle Genehmigungen einzuholen. Alleine Washington hatte uns 3 Monate warten lassen. Der nächste passende Termin war dann das erste Augustwochenende. Das fällt mit dem offiziellen Sommeranfang in Kuba zusammen, an dem die Bevölkerung frei hat. Die Organisation der Feierlichkeiten, die auf kubanischer Seite geplant sind, benötigt ebenfalls Zeit.Glauben Sie mir, an meinem 50. Geburtstag, das ist der Tag vor der Überfahrt, werde ich mich vollkommen auf dieses Rennen fokussieren. Den Geburtstag blende ich da aus. Wenn ich dann in Kuba angekommen bin, werde ich feiern. Meine Familie wird auch da sein.Dass das Boot die Nummer 50 hat und ich gerade 50 werde, ist schon ein interessanter Zufall und in meinen Augen auch ein gutes Omen. Vielleicht hat es deshalb letztes Jahr nicht geklappt.

Die Überfahrt ist nicht ohne Gefahren? Wovor haben Sie am meisten Respekt?

Respekt ist das richtige Wort. Leider beginnt im August die Hurricane Saison und die Gegend gilt als haiverseucht. Angst habe ich aber nicht.Wer Angst hat, begeht Fehler. Man benötigt vielmehr eine gewisse Sensibilität für die Einschätzung der Risiken. Immerhin handelt es sich um den gefährlichsten Rennsport der Welt. Leider verunglücken jedes Jahr dabei immer wieder Sportler. Ich kann auf 30 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Darauf baue ich.

Wie haben die Menschen in den USA und in Kuba auf Ihre Idee reagiert?

In den USA hat man uns ja erst einmal aus politischen Gründen Steine in den Weg gelegt. Das ist schade.Dafür wurden wir auf Kuba mit offenen Armen empfangen und man war von Anfang an begeistert.Der „Hemingway International Yacht Club of Cuba“ unterstützt uns in jeder Hinsicht und richtet eigens dafür einen Sportevent aus, in dessen Rahmen die Überfahrt dann stattfindet. Ich werde nach Ankunft in Kuba mit dem Boot eine Fahrt entlang der Promenade machen, denn die Kubaner sind sportbegeistert. Zudem ist ein Rahmenprogramm mit Wasserakrobaten geplant. Wie ich die Kubaner kenne, wird es ein tolles Fest. Der Präsident des Yachtclubs, Comodoro Jose Miguel Diaz Escrich, wird uns offiziell empfangen und wahrscheinlich ist auch der deutsche Botschafter anwesend. Ich möchte gerne meinen Teil zur Völkerverständigung beitragen.

Bei all dem internationalen Trubel sind Sie Düsseldorf treu geblieben. Was liegt Ihnen an Düsseldorf?

Heimat ist Heimat. Meine Familie ist in Düsseldorf. Natürlich auch meine Arbeit. Und immerhin habe ich viele Jahre hier für die DEG Eishockey gespielt.Düsseldorf ist für mich die schönste Stadt, die es gibt. Ich habe zwar wegen des Projektes einige Jahre in den USA gelebt, aber Düsseldorf ist und bleibt meine Heimat. Außerdem hat meine Freundin Coco letztes Jahr das Restaurant „Coco & Clay“ in Kaiserswerth eröffnet. Insofern ist dies hier unser zu Hause und unser Lebensmittelpunkt. Wir leben gerne hier.

Ein paar Worte zur aktuellen Situation der DEG?

In der Tat habe ich mich seit meiner Rückkehr nach Düsseldorf im Jahr 2014 viel mit der DEG befasst. Immerhin ist das der Lebensmittelpunkt meiner Jugend und später als Spieler gewesen. Ich stehe inzwischen eng mit den Gesellschaftern der DEG in Kontakt und habe meine Unterstützung angeboten.Düsseldorf war immer eine Eishockeyhochburg, und wir müssen wieder ein entsprechendes Umfeld schaffen, damit das Publikum und die Fans zur DEG zurückfinden.Das hängt meines Erachtens auch nicht mit dem viel gescholtenen ISS-Dome zusammen. Überall in der Welt und auch in Deutschland spielen Vereine erfolgreich in Mehrzweckarenen. Daran kann es also nicht liegen. Der persönliche Bezug der Fans zu den Menschen hinter dem Verein, die aber auch nach außen sichtbar sind, wurde vielleicht unterschätzt. Das war früher immer eine Stärke der DEG. Und das verbinden sicherlich viele mit der Brehmstraße.Es geht aber eher um Persönlichkeiten, als um Gebäude. Wir müssen auf allen Ebenen einen Entwicklungsprozess anstoßen, damit Eishockey wieder den Stellenwert in Düsseldorf bekommt, den es verdient.Das wird Zeit kosten. Und das ist auch erst einmal unabhängig von sportlichen Erfolgen. Wie gesagt, ich hoffe, dass ich meinen Beitrag dazu leisten kann. das liegt mir am Herzen.

Sie setzen eine Idee, die Sie sich einmal in den Kopf gesetzt haben, auch um. Was sind ihre nächsten Ziele?

Zuerst einmal will ich meine Rekordfahrt nach Kuba verwirklichen. Wenn alles glatt läuft, ist das Ziel am 1. August erreicht. Wenn doch noch etwas dazwischen kommen sollte, werde ich solange nicht ruhen, bis es geschafft ist. Vorher lasse ich von meiner Idee nicht ab.Und erst dann kümmere ich um neue Projekte. Denn sonst wäre ich nicht mit ganzem Herzen dabei.


Kurzvita

Roger KlühRoger Klüh wurde 1965 in Hilden geboren. 1972-1987 Eishockey-Spieler, Deutscher Meister mit den DEG Junioren, 3 Jahre Profispieler (Verteidiger), verletzungsbedingt (schwere Knieverletzung) Spengler-Cup in Davos Karriere beendet. Als Profi: 8 Tore/ 38 Assists/ 186 Strafminuten
2 Kinder: Anthony 21 Jahre / Jeffrey 15 Jahre, seit 7 Jahren mit Coco Turkie liiert, Studium der Betriebswirtschaft (Heine Universität Düsseldorf), Geschäftsführer der Firma Klüh Beteiligungs GmbH, Beirat der Klüh Stiftung.


Fotos: Tim Neiser, 
Regisseur des Imagefilms zur Speedboot-Rekordfahrt: Tim Neiser Production, Düsseldorf

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