Der Jesöffsschlepper in Bronze

In rheinischen Bauhäusern hat nur einer das Sagen: der Köbes. Ungefragt stellt er ein Bier auf den Tisch, gibt gute und weniger gute Ratschläge, grummelt bei schlechter Laune und hat nicht selten einen Spruch auf den Lippen. Autor Jens Prüss nennt ihn einen Jesöffschlepper. Er meint das liebevoll. Jetzt hat Düsseldorf einen neuen, einen ganz anderen Köbes. Der sagt nix, weil er ein Denkmal ist. Aus Bronze.

Verrückte Welt. Nach unergiebigen Diskussionen um einen geeigneten Standort hat der 2,20 Meter große Bronzeköbes jetzt einen gefunden: Ausgerechnet auf dem Grundstück eines Weinhauses, das En de Canon heißt und seine Gäste an der Zollstraße empfängt. Nahe Rhein und Rathaus, in der Altstadt also.

Mehr als 100 Gäste waren zur Enthüllung gekommen. Vorneweg der Bildhauer Peter Rübsam und Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven. Der hat seit 2016 bereits um sein Lieblingsprojekt gekämpft, mit der Haubrich- und Schmöle-Stiftung Sponsoren gefunden und auch dann die Düsseldorfer Fahne hochgehalten, als das Gezerre um den richtigen öffentlichen Standort in eine Sackgasse zu führen schien. Das Duo Rübsam/Rolshoven hat – als nichts mehr zu gehen schien – einer Kölner Versuchung widerstanden. Allzu gern hätten die Domstädter die Figur nämlich gekauft.

Bürgermeister Josef Hinkel war zur Enthüllung gekommen. In offizieller Mission. Er ist nach eigenem Bekenntnis glücklich. Mit diesem Denkmal und denen, die es auf diesen Platz gestellt haben. Gute Bäume, so ließ der kluge Bürgermeister wissen, wüchsen halt langsam. Er selbst stand von Beginn an hinter der Köbes-Idee, aber das reichte nicht. Starke politische Kräfte verweigerten einen Standort auf öffentlichem Grund. Jetzt steht die Figur halt auf privater Fläche. Und so, als wäre nie Streit gewesen, werden Düsseldorfs Stadtführer jetzt ihre Gäste mit allerlei schönen Köbes-Geschichten unterhalten.

 

L. Schulte

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