Er galt als Hoffnungsträger seiner Partei und wurde als Kanzlerkandidat gehandelt. Vor mehr als zehn Jahren war zu Guttenberg Verteidigungsminister im Kabinett Angela Merkels, bis er aufgrund einer Plagiatsaffäre zurücktrat. Nach dieser Wendung folgten die Diagnosen einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer Depression. Hunderte Gäste verfolgten gebannt zu Guttenbergs offene Schilderung der Zeit nach dem Ende seiner vielversprechenden politischen Karriere. Zehn Jahre lang lebte er mit seiner Familie in den USA und erfand sich neu: Aus dem Politiker wurde ein Unternehmer und Autor. Eine zweite Dissertation schloss zu Guttenberg an der University of Southampton ab. Diese prägende Lebensphase eröffnete ihm neue Perspektiven für seine eigene Psyche, da in den Vereinigten Staaten ein bewussterer Umgang mit seelischer Gesundheit gepflegt wird, so der ehemalige Minister. Obwohl er sich aus der Politik zurückgezogen hat, verfolgt zu Guttenberg die aktuellen Geschehnisse kritisch. Bei den Wahlen in seiner Wahlheimat USA hofft er auf den Sieg von Kamala Harris, sieht das Rennen jedoch noch längst nicht entschieden. Zudem trifft er regelmäßig im erfolgreichen Podcast-Format auf den Linken-Politiker Gregor Gysi und zeigt, wie ein respektvoller Schlagabtausch trotz ideologischer Differenzen möglich und wichtig ist.