Romano Granderath von WP8

„Das WP8 ist ein spezielles Stück Düsseldorfer Kultur. Viele sagen, es fühle sich hier an wie in Berlin, London oder Amsterdam. Wenn internationale Besucher aus New York oder England kommen, finden sie es hier auch großartig.”

Romano Granderath vom WP8 im Gespräch mit Thomas Majevszki

Hallo Romano, erzähl mir doch bitte mal Deine Geschichte vom WP8.
RG: Ich war hellauf begeistert, als ich hier das erste Mal reinkam. Das war jetzt vor 30 Jahren und den Laden gab es da schon zwei Jahre. Damals konnte man als Besucher nicht einfach so reingehen. Man musste jemanden kennen, der einen mitnahm, denn er bestand nur aus Mitgliedern. Es wurde von Absolventen der Kunstakademie gegründet, die allerdings schon alle Mitte der 80er fertig waren. Ich wurde mitgenommen und fand es toll. Ich habe mich dann ein, zwei Mal hier verabredet und war ganz begeistert. Es erinnerte mich an eine Art Form, die ich Ende der 80er in Berlin kennengelernt hatte, das Fischbüro. Es war ähnlich, einfach ein Ladenlokal mit verrückten Ideen. Es gab ein Rednerpult und wer sich dahin stellte, konnte einfach loslegen. Das Telefon war direkt an die Anlage angeschlossen. Und wenn jemand anrief, meldeten sie sich mit „Hier ist Agent Kerstin“ oder „Agent Thomas. Ich erstatte Bericht”, und sagten dann, wo sie gerade waren und dass sie an dem Abend nicht da sein können, aber viel Spaß wünschen. Sehr abgefahren. Ich habe das dann mit Freunden in Düsseldorf in meiner Privatwohnung neun Monate lang nachgemacht, mit deren Genehmigung sozusagen, quasi als Dependance. Wir hatten ein Rednerpult und eine Telefonanlage und haben Ausstellungen gemacht. So etwas gab es in Düsseldorf zu der Zeit gar nicht. Aber wie das halt so ist bei Vereinen, die sich gründen wollen…

Ja, das hat nicht geklappt und ich bin hier reingekommen. Und dann war für mich die Suche beendet. Ich dachte mir: Super, Wohnzimmer gefunden. Hier war immer etwas Unterschiedliches los. Zum Beispiel Georg Jesdinsky mit seinen Dia-Abenden, bei denen er mit gefundenen Diapositiven vom Flohmarkt und einem Diaprojektor erfundene Geschichten zu den Bildern erzählte. Oder Vorträge – es gab immer etwas Neues hier. Ich war jahrelang nur Gast und das Tolle an dem Laden ist, dass er sich immer weiterentwickelt hat. Er ist durch so viele verschiedene Hände gegangen. Verschiedene Vorsitzende Teams haben sich hier immer eine Weile abgemüht und neue Impulse gesetzt. Die Kette ist nicht abgerissen und niemand hat so viel falsch gemacht, dass es zur Kündigung kam oder finanziell gegen die Wand gefahren wurde. Schön war es, als vor zehn Jahren Nicole Tsanakis, die jetzt als Assistentin bei der Bürgermeisterin Clara Gerlach arbeitet, mit ihrem schönen Format hier ankam. Zu Anfang gab es immer nur Fassbinder Filme zu sehen – unter dem Titel „Fassbinder und Fiese Fritten“ – als wir diese alle durch hatten zeigte sie die unterschiedlichsten Autorenfilme und die Reihe wurde in „Fiese Fritten Filmabend” umbenannt. Es gab dazu immer frisch frittierte Fritten aus unserer hauseigenen Fritteuse, zubereitet von Susanne Neumann, welche mal vier Jahre in einem Imbiss gearbeitet hatte. Sie hat Autorenfilme immer mittwochs gezeigt, sieben Jahre lang, bis dann Corona kam. Das hat auch wieder ganz neue Leute hierhergebracht. Das Gute an dem Laden ist, dass er sich immer wieder neu erfinden kann.

Ich komme ja eigentlich aus der Musik. Seit den 90ern bin ich in der Musikszene aktiv, allerdings nicht als Musiker, sondern als Produzent und Manager. …und irgendwann hat es mich dann auf die andere Seite der Theke verschlagen, als ich gefragt wurde. Jetzt mache ich das ja schon auch ziemlich lange.

„Ich versuche zu vermeiden, dass immer die gleichen DJs hier spielen. Manche würden gerne mindestens einmal im Monat auflegen, aber das geht nicht. Wenn ich jedem zwei oder drei Termine im Jahr gebe, leiert das schnell aus. Es gibt schließlich nur 52 Samstage im Jahr, und die wollen gut verteilt werden. Ich versuche, niemanden öfter als dreimal im Jahr spielen zu lassen.”

Wie lange genau?
RG: Ich glaube, ich bin jetzt im Prinzip schon so 20 Jahre hier. Ich beteilige mich an der Programmgestaltung, vor allem bei den Musikabenden. Bei Kunst halte ich mich eher zurück. Hier wechseln sich alle paar Jahre neue Kuratoren ab, meistens Akademieabsolventen, die sich hier ausprobieren möchten. Der Raum hier verändert sich ja auch nicht wirklich. Er wurde einmal so gestaltet, mit der Theke vorne und der Deckengestaltung und das bleibt auch so.
Dann dachte ich schon vor 14 Jahren, dass ein Generationenwechsel ansteht. Aber der kam dann erst vor zehn Jahren. Mit dem „Fiese Fritten Filmabend”-Format kamen viele Studenten von der Designhochschule. Mittwochs gab es günstig was zu essen und für den Film musste man nichts bezahlen. Nicole, die Germanistin ist, hat immer sehr ansprechende Texte zu den Veranstaltungen geschrieben, nicht irgendwelche Filme gezeigt, sondern Regisseure gefeiert und Serien dazu gemacht. Es war wie ein Seminar über mehrere Monate, in dem abwechselnd neue und alte Regisseure vorgestellt wurden, auch aus dem skandinavischen Raum. Aber leider ist das mit Corona zu Ende gegangen.

Für mich hat sich immer so gewirkt, als ob das WP8 in den verschiedenen Epochen immer unterschiedliche Schwerpunkte hatte. Mal stand Kunst im Fokus, dann war Musik ganz stark vertreten und eine Zeit lang drehte sich alles um Fußball. Jetzt scheint der Fokus wieder stark auf Musik zu liegen und das auf eine sehr spannende Art.
RG: Genau, jetzt liegt der Schwerpunkt natürlich stark auf Musik. Ich komme ja selbst aus der Musikbranche. Anfangs war man etwas skeptisch, weil man dachte, ich verwandelte alles in Tanzveranstaltungen oder Discos, aber diese Events bezahlen die Miete. Kunst ist auch wichtig, aber sie kostet meistens Geld. An den Abenden mit Eröffnungen muss man die Miete nicht bezahlen, aber man kann nicht permanent neue Kunst präsentieren. Die Leute wollen das auch nicht. Die Mischung macht’s aus. Wir haben eine gute Reputation, ich frage mich oft, wie die Anfragen von internationalen Künstlern und Musikern zu uns kommen. Wir sind wohl ein kleiner Geheimtipp. Selbst wenn wir die E-Mail-Adresse ändern, erreichen uns immer wieder Anfragen. Zum Beispiel spielt am Samstag eine Band aus Antwerpen bei uns. Wie kommen die auf uns? Klar gibt es viele Anfragen, die nicht passen, es muss einfach ein bisschen spannend sein. Wer macht sich schon für ein Konzert von Antwerpen aus auf den Weg hierher? Wahrscheinlich müssen sie auch zurückfahren, weil jedes Hostel ausgebucht ist. Ich versuche seit Jahren, dass wir die Etage drüber anmieten können, um eine Künstlerwohnung anzubieten. Jetzt gibt es eine neue Hausverwaltung, ich werde es noch mal versuchen. Vielleicht haben die ja mal ein Einsehen. Nach Corona wussten wir nicht, ob es hier noch mal so richtig startet. Ging aber wunderbar und lief sogar außergewöhnlich gut.

Außerdem arbeiten wir jetzt mit Felix Wursthorn von Ritus Underground Shows, er macht die kleinen Sachen bei uns, kommt eigentlich vom Kulturschlachthof auf der Rather Str.25 und macht größere Shows in Kooperation mit dem ZAKK. Er erhält viele Anfragen für kleinformatige Sachen, die man im Schlachthof nicht machen könnte, weil es schade wäre, vor so wenigen Leuten oder einem leeren Laden zu spielen. Im September hat er mit einem Solokünstler aus Andalusien angefangen, der war super. Und dann im November hat er mich total geflasht mit einer Musikerin aus Brasilien, Anna Frango Electrico. Da gab es dann Ticketanfragen aus München. Leute fragen, ob wir keinen Vorverkauf machen. Sie kommen von weiter her und wollen wissen, wie sie sicher reinkommen. Kommt einfach zuerst, dann sichern wir euch die Tickets.

Also, das ist so eine Sache mit externen Konzertveranstaltern. Dann haben wir unsere eigene Reihe, die nennt sich „Don Worri”, geplant von Philipp Wisser, auch mit Förderung von der Stadt für Absolventen von der FH, meistens Jazz, die experimentelles Zeug machen wollen. Für die Disco bzw. Tanzveranstaltung plane ich teilweise mit DJ GOGO. Er hat wiederkehrende Formate, die gut ankommen. Wenn ich mit Gogo Veranstaltungen mache, kann ich mich immer darauf verlassen, dass es brechend voll wird. Er ist gut vernetzt mit den DJs in der Stadt.

Bei den meisten Läden ist es ja so, dass sie für eine bestimmte Szene oder Musikrichtung stehen. Was ich am WP8 immer super fand, ist, dass du hier die unterschiedlichsten Sachen bringst. Ob das jetzt japanische Avantgarde-Duos oder Gitarren Bands oder 50´s Soul oder Drum and Bass sind – einfach alles Mögliche von bester Qualität.
RG: Ja, das ist mir wirklich wichtig. Ich möchte mich nicht auf eine Richtung festlegen. Ich habe auch selbst ungern in Läden gearbeitet, die immer nur das Gleiche machen. Wir versuchen, diese Vielfalt auch hier zu halten. Natürlich freut es einen, wenn eine Anfrage von Musikern aus Tokio kommt. Das sind oft Empfehlungen, die über Kontakte laufen. Solche Leute nehmen wir natürlich gerne auf. Und dann gibt es Entdeckungen wie diese Band aus Brüssel, die wir zum ersten Deutschlandkonzert einladen können. England war auch immer spannend, aber durch den Brexit kommen natürlich kaum noch Künstler rüber. Zum Beispiel Grady Roper, der hier im Mai wieder als Attic Ted auftritt. Es ist toll, über solche Kontakte viele unterschiedliche Künstler kennenzulernen. Ich versuche zu vermeiden, dass immer die gleichen DJs hier spielen. Manche würden gerne mindestens einmal im Monat auflegen, aber das geht nicht. Wenn ich jedem mehr als drei Termine im Jahr geben würde, leiert das schnell aus. Es gibt schließlich nur 52 Samstage im Jahr, und die wollen gut verteilt werden. Ich versuche, niemanden öfter als dreimal im Jahr spielen zu lassen.

Um es lebendig zu halten?
RG: Genau, es geht darum, das Ganze lebendig zu halten und den verschiedenen Szenen die Möglichkeit zu geben, hier reinzukommen und reinzuschnuppern. Wenn sie dann einmal da waren, kommen sie garantiert wieder. Manchmal gibt es solche Abende, die wiederholt werden, und dann trifft man Leute wieder, die ein halbes Jahr nicht mehr hier waren. Aber genau dann hast du wieder diese Leute da. Es gibt immer neue Studenten in der Stadt oder Leute, die neu zuziehen. Letztes Jahr zum Beispiel hatten wir jemanden aus Australien, der mit einer Düsseldorferin zusammen war und toll aufgelegt hat. Oder durch die Studenten, die neu in die Stadt kommen und hier auftauchen, dann sagen, ob sie hier vielleicht auch mal was machen können oder vielleicht ihren Geburtstag feiern wollen.

Ich habe das Gefühl, dass das WP8 in letzter Zeit auch vermehrt als ein Ort von spannender, neuer Musik wahrgenommen wird. Siehst Du das auch so?
RG: Ja, ich habe das Gefühl, dass wir mittlerweile so etwas wie eine Institution geworden sind, die einfach weiterempfohlen wird. So nach dem Motto: „Bist du neu in der Stadt? Dann musst du da unbedingt mal hin.“ Es gibt auch wirklich oft neue Gesichter hier. Letztens im Januar gab es einen Abend, wo ich mich gefragt habe, wo all diese Leute herkommen, die ich noch nie hier gesehen habe. Es war toll, so viele Erstbesucher zu sehen – das hatte ich lange nicht mehr. Der Frauenanteil war ziemlich hoch, was vielleicht auch am DJ-Team lag.

„Ich war hellauf begeistert, als ich hier das erste Mal reinkam. Das war jetzt vor 30 Jahren und den Laden gab es da schon zwei Jahre. Damals konnte man als Besucher nicht einfach so reingehen. Man musste jemanden kennen, der einen mitnahm, denn er bestand nur aus Mitgliedern.”

„Ich frage mich oft, wie die Anfragen von internationalen Künstlern und Musikern zu uns kommen. Wir sind wohl ein kleiner Geheimtipp.”

Wie siehst Du die Entwicklung der Musikszene und die Situation von Läden und Locations in Düsseldorf? Wie verändert sich das Deiner Einschätzung nach?
RG: Die Entwicklung in Düsseldorf hängt stark mit der Gentrifizierung zusammen. Man sieht, wie Läden kommen und gehen. Für freie Kulturräume ist es schwierig, freie Räume zu finden, in denen sie sich entfalten und dauerhaft bleiben können. Was den „Damen und Herren“ hier passiert ist, als ihr Mietshaus in Eigentumswohnungen umgewandelt wurde, zeigt das Problem. Die neuen Eigentümer wollten keine regelmäßigen Partys, dann kamen die Anwälte und nach anderthalb Jahren Widerstand wurde es wieder zu Wohnraum. Oder die Baustelle nebenan, die den ganzen Laden unter Wasser gesetzt hat, ohne dass es jemand mitbekam. Und dann gab es da noch eine ehemalige Toilette unter dem Kirchplatz, die als Ausweichort angeboten wurde. Aber sie muss barrierefrei sein und man erwartet, dass du als kleiner Verein viel Geld mitbringst. Ähnlich war es mit der Brause, nur dass dort etwas gebaut werden sollte und es jetzt eine Bauruine ist.

Wird ist die Musikszene in Düsseldorf deiner Meinung nach lebendiger, oder langweiliger oder bleibt sie wie sie ist?
RG: Ich denke, sie ist so dynamisch wie unser Leben. Es gibt immer neue Bands und Musiker, die anfangen, etwas zu machen. Und natürlich gibt es auch die älteren Musiker, die irgendwann aufhören. Dann haben wir noch die ewigen Truppen, die einfach 30 Jahre durchhalten. Auch wenn manche schon über 70 sind, finde ich es bemerkenswert, wie lange einige Bands und Musiker dabei sind. Es tauchen aber auch immer wieder neue Musiker auf, die sich in den Kreis der Düsseldorfer Musiker einreihen und ihren Platz erspielen. Da ist es wichtig, wachsam zu sein, ihnen ein Forum zu bieten und sie hin und wieder einzuladen. Man sollte sich nicht immer nur nach außen orientieren, auch wenn mir das manchmal schwerfällt. Zum Beispiel freute ich mich sehr darauf, dass Stefan Schwander mit seinem Projekt Harmoniuos Thelonius, zusammen mit Stefan Yürke, bei uns spielten. Als sie anfragten, habe ich natürlich gerne zugesagt. Es wäre unklug, ein solches Angebot abzulehnen. Es ist zwar ein Risiko, Konzerte an einem Samstag zu veranstalten, deshalb versuche ich, Konzerte eher unter der Woche zu planen. Unsere ‚Don Worri’-Reihe läuft immer donnerstags und die Ritus-Events versuche ich mittwochs anzusetzen, da die Leute Regelmäßigkeit schätzen. Aber natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen.

Die verschiedenen Veranstaltungen bringen auch unterschiedlichstes Publikum aller Altersgruppen hierher. Mir fällt kein zweiter Ort ein, wo man wirklich einen Austausch von Leuten im Alter von 20 bis 60 oder sogar darüber hat…
RG: Ja, und das ist das Faszinierende an diesem Laden, was mich auch so total freut, ist, dass es hier keinen oberflächlichen Smalltalk gibt. Niemand startet ein Gespräch mit den üblichen Floskeln. Die Leute stehen zunächst etwas verwundert nebeneinander, aber dann findet man schnell eine gemeinsame Freude – sei es die gleiche Musik, zu der man tanzt, oder die Tatsache, dass man auf der gleichen Ausstellung war. Das funktioniert hier erstaunlich gut. Man muss schon wissen, wohin man sich begibt, denn die Lage ist ein bisschen exponiert. Einige hadern lange damit, hereinzukommen, weil sie es nicht einschätzen können. Aber dann wagen sie es! Ein besonders gutes Beispiel dafür gab es aus Hannover. Vor ein paar Jahren standen sie in ihrer Schützenuniform vor dem Laden, so um Karneval herum. Sie kamen kurz herein und gingen sofort wieder raus. Ich bin ihnen nachgegangen und habe gesagt: „So geht das nicht, zurück in den Laden!“ Sie waren neugierig, und ich finde es toll, dass sie den Schritt gemacht haben. Und sie kommen immer wieder gerne, weil sie Techno und House lieben, obwohl sie im Schützen- und Spielmannszugverein sind. Ich freue mich jedes Mal, wenn sie wiederkommen.

Wie finanziert Ihr Euch?
RG: Wir finanzieren uns größtenteils selbst, da seit Corona die Einnahmen aus Tanzveranstaltungen wegfallen. Die Situation in der Stadt ist schwierig geworden, besonders was Drogen und die Flüchtlings- und Wohnungssituation betrifft. Seit zweieinhalb Jahren haben wir nun dieses Gitter und ohne Türsteher kommt man hier kaum noch zurecht. Wenn die Tür offen bleibt, kommen natürlich auch die falschen Leute herein, aber dann gibt es Probleme. Leider sind uns zu oft Sachen gestohlen worden, deshalb bin ich froh, dass wir jetzt eine Art Zugangskontrolle haben. Jeder soll einen Beitrag leisten, der dann an die DJs geht. Mit den kleinen Spenden an der Theke und den Eintrittsgeldern wäre es sonst nicht finanzierbar. Die DJs müssen ihre Musik ja auch kaufen, nicht nur online. Wir setzen viel auf Vinyl und mit dem, was übrig bleibt, haben wir nach und nach Technik für die Tanzveranstaltungen angeschafft.

Also primär Eigenmittel?
RG: Ja, primär Eigenmittel. Und die Stadt hat uns unglaublich unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind. Ohne die Stadt hätten wir Corona nicht überstanden. Sie haben uns aktiv auf Fördermöglichkeiten hingewiesen und einen eigenen Fonds für Kleinkultur eingerichtet. Wir wurden mit über 12.000 € gefördert, was uns geholfen hat, die Zeit ohne Veranstaltungen zu überstehen. Unsere Mitgliedsbeiträge sind gering und die Gruppe der regelmäßigen Zahler ist klein, ohne die Förderung hätten wir es finanziell nicht geschafft.

Jetzt gibt es auch einen WP8-Film?
RG: Richtig! Vor acht Jahren hatten wir die Idee, zum 25-jährigen Bestehen vom WP8 einen Film zu machen. Leider haben wir uns damals verzettelt und es nicht geschafft, den Film rechtzeitig fertigzustellen. Der Film, der dann entstand, war drei Stunden lang und offensichtlich zu umfangreich für eine Vorführung. Wir waren allerdings zu sehr in das gesammelte Filmmaterial verliebt, das sich über die Jahre angesammelt hatte. Die Verfügbarkeit von Handys und Plattformen wie YouTube hat uns mit unendlich vielen Mitschnitten von Konzerten versorgt, aus denen wir schöpfen konnten. Stefan Ettlinger, ein Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied, lief bereits seit 1992 mit einer Videokamera herum und sammelte Clips, die er eigenständig bearbeitete. Diese haben wir für eine kleine DVD-Edition genutzt, die seinen Blick auf das WP8 zeigt. Vor acht Jahren begannen wir dann, Langzeitbesucher zu interviewen. Wir fragten nach ihrer ersten Erfahrung mit dem WP8, was immer interessante Anekdoten hervorbrachte. Der Film ist sehr musiklastig und kurzweilig geworden, auch wenn natürlich nicht alles Platz finden konnte.

Dann sollte er zum 30-jährigen bestehen gezeigt werden?
RG: Wir wurden 1992 gegründet, also feierten wir 2022 unser 30-jähriges Bestehen. Im Dezember 2022 veranstalteten wir eine Festwoche, eigentlich waren es sogar zwei Wochen. Es gab Lesungen, Konzerte, Filmabende. Natürlich wollten alle den Film sehen. Es kam uns fast so vor, als würden wir Perlen vor die Säue werfen, wenn wir den Film einfach so zeigen würden. Deshalb planten wir, ihn im Bambi Kino zu präsentieren. Ich sagte damals, wir zeigen ihn nächstes Jahr. Dann dauerte es schließlich acht Jahre, bis der Film fertig war. Diese Verbindung von WP8 mit acht Jahren fand ich sehr passend. Am 16. Dezember waren wir dann überwältigt von der Anzahl der Leute im Bambi und wie gut der Film aufgenommen wurde. Es gab viel positives Feedback, deshalb haben wir ihn im Januar noch einmal gezeigt. Eine TV-Ausstrahlung ist eher unwahrscheinlich, aber wer weiß…
Das WP8 ist ein spezielles Stück Düsseldorfer Kultur. Viele sagen, es fühle sich hier an wie in Berlin, London oder Amsterdam. Wenn internationale Besucher aus New York oder England kommen, finden sie es hier auch großartig.

Lieber Romano, vielen Dank für das Gespräch und bis bald.

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