Jonges-Handwerkerpreis für Hanna Kießler
v.l.n.r. Handwerkermeister Michael Kriegel, Baas Wolfgang Rolshoven, Preisträgerin Hanna Kießler, Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert.
Zum dritten Mal verliehen die Düsseldorfer Jonges ihren mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis für das Handwerk. In diesem Jahr ging er an die Maler- und Lackierermeisterin Hanna Kießler. Sie arbeitet im Betrieb ihres Vaters. Bei der Übergabe betonte Jonges-Vizebaas Dr. Reinhold Hahlhege, dass der Heimatverein mit dieser Auszeichnung Werbung für den Handwerkerberuf machen möchte. Die diesjährige Preisträgerin, die ihre Prüfungen als Gesellin und später als Meisterin jeweils als Jahrgangsbeste absolvierte, bezeichnet er als „ideale Botschafterin für ihre Zunft“. Unter den Gästen war unter anderem der Präsident der Handwerkskammer, Andreas Ehlert, sowie Bürgermeister Josef Hinkel. Sie spendete ihr Preisgeld an den Mädchentreff Leyla von ProMädchen e.V. hier in Düsseldorf.
Hanna Kießler (30) lebt in Düsseldorf. Nach ihrem Abitur machte sie einen BWL-Abschluss, bevor sie sich für das Malerhandwerk entschied. Nach der Gesellenprüfung absolvierte sie die Meisterschule in Vollzeit. Ihr Rat an Jugendliche, die nicht wissen, wohin sie sich orientieren sollen: „Von niemandem beeinflussen lassen und das machen, für was man Leidenschaft empfindet. Dann fällt alles direkt leichter.“ Ihren Alltag im Handwerk vermittelt sie auch auf Instagram.
Unter @fraeulein_handwerk lässt sie Interessenten an ihrem Job teilhaben. Dabei verzeichnet sie mehr als 7.000 Follower.
Lobende Worte fand Kreishandwerkermeister Michael Kregel für Hanna Kießler. Er sieht in ihrer Auszeichnung eine „Anerkennung für ihre Hingabe zur Arbeit“ und berichtete unter anderem von vielen Fällen, in denen Frauen in früher männerdominierten Berufen die männlichen Kollegen leistungsmäßig übertroffen hätten. Die Preisträgerin sei „ein Leuchtturm, der ich in ihrem Beruf noch viel zutraue.“ Letztlich habe sie den beruflichen Weg ohne vom Vater gedrängt worden zu sein gefunden.
Prof. Dr. Gert Kaiser, früherer Rektor der Heinrich-Heine-Universität, kritisierte die „Gleichmacherei“ im Bildungswesen. In der Gleichsetzung von Bachelorabschluss an der Universität und dem Meisterbrief sieht er den Versuch einer Vereinnahmung. Lobend hob er die Traditionen des Handwerks mit der jährlichen großen Meisterfeier hervor, die er als Zeichen der besonderen Wertschätzung bezeichnete.
Hanna Kießler bedankte sich bei den Jonges für die Auszeichnung. Ihr habe der Meisterbrief einen „Selbstvertrauensschub“ gegeben. Sie will sich weiter dafür engagieren, „mehr Mädels auf die Baustellen zu bekommen“. Dafür müsse allerdings, wie sie einräumte, noch viel passieren und Ängste genommen werden. ■ Manfred Blasczyk