23. Oktober 2021In 2021/2

„Die Reflexion steht im Zentrum meines Schaffens. Im Moment versuche ich Eins zu werden mit dem Konzept und der Struktur.“

Wolfgang Schäfer: Malerei und Performance

von Dr. Susanne Altweger

Diese rätselhaften Sätze stehen am Anfang unseres Gesprächs. Als zutiefst gläubiger Mensch setzt Wolfgang Schäfer sich ständig mit der Aufgabe des Menschen in der Welt auseinander und somit auch mit seiner Rolle als Künstler. Er meint: „In der Vergangenheit habe ich mein Ego gelebt, heute ist es mir wichtig, es zu transformieren.“ Als Künstler versteht er sich als Brücke zwischen der geistigen Welt und dem Hiersein.

Mutige Worte für einen Maler. Im Gespräch mit ihm lernt man einen Menschen kennen, der Spontanität und Reflexion in sich trägt. Seine Bilder geben ein beredtes Zeugnis davon. Sie sind teilweise im Überformat, groß aber sensibel, wuchtig und filigran zugleich. Sie springen ins Auge – fordern Auseinandersetzung. Den Akt des Schaffens erlebt er oft rauschhaft: die Bewegung, das Tun. Dabei verwendet er nicht nur Pinsel, auch Zweige, Büsche, Gegenstände aus der Natur. Die verwendeten Materialien sind Acryl, Öl und Lack. Der Prozess des Schaffens ist der Weg zum Ergebnis. Und wenn der innere Kompass stimmt, weiß er, wann es genug ist! „Driven by nature“ nennt er das. Wieder geht es um die menschliche und die geistige Natur.

Überhaupt die Bewegung: Nach „Action painting“ in den 80er Jahren entdeckte er den Butoh Tanz für sich. Die Initialzündung war die Begegnung mit Tatashi Endo, der im alten Hafen ein Gastspiel gab. 1986 fuhr er nach Japan und nahm bei Kazuo Ohno, dem Mitbegründer des 1959 in Japan gegründeten obskuren Ausdruckstanzes, Unterricht. Damals sah er den Tanz und die Malerei noch als getrennte Kunstformen, später begannen sie sich in seinem Leben zu ver- einigen. Wobei Musik und Raum eine große Rolle spielen. Der Mensch als Skulptur und künst- lerisches Medium. Er wagt die Entblößung – nicht nur äußerlich, sondern auch seelisch. Kunst sucht in jeder Form den Dialog mit dem Betrachter. Sie wird sichtbar im Du.

Natürlich hat sich seine Kunst im Laufe des Lebens ver- ändert. Früher arbeitete er sich besessen an Menschen ab – etwa an Ludwig van Beethoven oder Maria Callas. Eine ganze Serie über einfache Menschen aus dem Alltag nannte er „Beautiful People“.

Zum Abschluss unseres Gesprächs wird er noch einmal philosophisch. Sein derzeitiges Ziel sei, ein „hörendes Herz“ zu sein. Er freut sich auf den Reichtum der Gelegenheiten, die sich bieten werden.


Wolfgang Schaefer, , „Die Reflexion steht im Zentrum meines Schaffens. Im Moment versuche ich Eins zu werden mit dem Konzept und der Struktur.“Kurzvita
Wolfgang Schäfer wurde 1955 in Altenkirchen geboren.
1975 -1978 Grafik Studium an der FH Design Düsseldorf, Illustration bei Prof. Rudi Assmann, Fotografie bei Prof. Klaus Kammerichs.
Von 1982 -2020 jährlich Einzel- oder Gruppenausstellungen, Performances, Auftritte als Butoh Tänzer. Die Hommagen an Beethoven und Maria Callas wurden u.a. in Wien im Haus der Musik und Beethovenhaus Bonn, gezeigt, die Maria Callas-Serie fand auch Einzug in den Düsseldorfer Altstadt Herbst.
Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. Weitere Wirkungsorte: u.a. Tokyo, Zürich, Tiblis, Berlin, Chemnitz.
info@schaeferart.com


© Titelfoto: Rainer Rudolf
© Fotos: Claudia Van Koolwijk

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