19. Januar 2021In Düsseldorf Journal

Lock-Down-Langeweile

Eine Satire

von O. Braun

Hurra, 2021, jetzt geht’s los, jetzt geht’s los, das Jahr 2020 ist vorbei, yeaaah, täterätätä …. hmmm, leider, leider ist dem nicht so. Das Jahr 2021 hat genau so langweilig begonnen wie 2020 aufgehört hat. Beim nächtlichen Spaziergang verstohlen Schaufenster anglotzen, sich über nicht oder fehlerhaft aufgesetzte Masken aufregen, dem kalten Regen zuschauen, CDU-Bundesvorsitzwahl, irgendwie alles unwirklich, kalt und auch sehr langweilig. Freunde treffen/ Teamsport machen, alles verboten. Ich muss sogar selbst Essen kochen – voll eklig! Die Lock-Down-Regeln wurden nun sicherlich schon hunderte Male in diversen Brennpunkten und Sondersendungen in einer künstlich medialen Aufgeregtheit langweilig wiederholt, wie ein Mantra, als wären wir allesamt eine grenzdebile Horde von bereits Infizierten mit einer Aufmerksamkeitsspanne von weniger als 10 Sekunden. Also nochmals für alle: Wir dürfen nicht raus, keine Kontakte, also bitte wieder hinlegen und weiterschlafen! 

Nur zur Klarstellung: Ich will das Virus nicht haben, definitiv nicht, meine hart erkämpfte Gesundheit opfern, oder auch meine Familie und Freunde gefährden, auf keinen Fall, aber nun die ganze Welt (außer China) lahmlegen?? Wahrscheinlich ja, Kotau Herr Lauterbach, Sie haben recht, das muss wohl so sein, leider!  

Zur Abwechslung mal querdenken?? Also bislang wurde ich immer dafür bezahlt, gerade zu denken und das hat auch meist Sinn gemacht. Komplett sinnentleerte Verschwörungstheorien von sauerstoffunterversorgten „Querdenkern“?? Keine Lösung! Extremisten waren noch nie eine Lösung, wie das Wort schon sagt: „Extrem Mist“, zudem weder lustig noch intelligent.   

Apropos Langeweile, da fällt mir gerade eine tragisch witzige Geschichte ein, die lange vor Corona passierte: Tief in der Nacht klingelt das Telefon beim Personalleiter eines großen Pharmaunternehmens, welches biologische Wirkstoffe als Vorprodukte für Medikamente herstellt. Ein Mann vom Werkschutz sei tot aufgefunden worden, die Angehörigen müssen informiert werden, tragischer Fall. Der Personalleiter macht sich sofort auf den Weg, um vor Ort erstmal zu verstehen, was denn genau die Todesursache war.  Nach längerem Rumdrucksen rückte der Kollege des toten Wachmanns mit der Wahrheit raus: Die Nachtschicht war sehr ruhig, da kamen die beiden Wachleute auf die Idee, zu wetten, wer wohl länger die Luft anhalten könne. Gesagt, getan, es war eine warme Sommernacht, also wurde das Becken für steriles Produktionswasser genutzt, Kopf rein ins Wasser und die Zeit gestoppt. Der Ausgang ist bekannt, Herzinfarkt, der tote Wachmann konnte offensichtlich für immer die Luft anhalten. Als der Personalleiter die Geschichte hörte wurde er kreidebleich, wandte sich sofort an den diensthabenden Produktionsleiter, er solle die gesamte Produktion umgehend stoppen. Denn die angesetzten biologischen Wirkstoffe waren – wenn auch nur kurz – nicht sterilem Wasser ausgesetzt gewesen. Im Ergebnis sind mehrere Millionen Euro Schaden entstanden; mein Vorschlag, den künftigen Beipackzettel um den Zusatz zu ergänzen: „Kann Spuren von Rasierwasser enthalten“, kam auch nicht gut an.  

Zurück zum Thema: Es obliegt wahrscheinlich jedem einzelnen von uns, mit Umsicht und Schutz das Beste aus dieser schwierigen Lage zu machen. Somit werde ich jetzt mal den Neujahrswechsel gepflegt ignorieren und weiter Weihnachtsplätzchen backen, z.B. leckere Zimtsterne, Einzelsport treiben, Klavier spielen und, na klar, zoomen, webexen, googlemeeten. Aber das ist sicherlich Thema einer eigenen Kolumne: „Gar nicht lustige Online Meetings mit Meereshintergrund“. 

PS: Wenn die Langeweile mal wieder obsiegt, dann kann man z.B. auch die toten Fliegen vom Fensterbrett nehmen und dann tolle Bilder von Dingen skizzieren, die man nach Corona gerne wieder unternehmen möchte – ganz einfach ????. 


© Titelbild: Magnus Muhr

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