9. September 2020In 2020/2

„Wir stellen in erster Linie zeitgenössische Kunst aus“

Interview mit Beate Düsterberg, Goldschmiedemeisterin, Kunst-Kuratorin


von Ann Kreifels

Manchmal betritt man einen Ort und wird unmittelbar in eine andere Welt versetzt. Das Zuhause von Beate Düsterberg ist so ein Ort. Die Kunstwerke im Schloss Reuschenberg liefern bereits Hinweise auf das kreative Tun von Beate Düsterberg als Kunstförderin des Vereins Kunstinitiative „Wurzeln und Flügel e.V.“. Der Fokus liegt für sie dabei eindeutig auf der Zusammenführung von charismatischen Künstlern und deren stilistischer Umsetzung, um Besuchern den Zeitgeist nahezubringen.

Wann startete die Kunstinitiative?

Die Kunstinitiative „Wurzeln und Flügel e.V.“ – übrigens frei nach Goethe aus einem Brief „Gib den Kindern Wurzeln und Flügel“ umgemünzt für die Kunstinitiative – startete 2011 mit der ersten Ausstellung auf dem Anwesen des Schlosses Reuschenberg. Was früher eine Hauswirtschaftliche Schule war, ist 1995 geschlossen worden. Dann kam die Idee, die Wurzeln der Kunst dort zu setzen.

Welche Kunstrichtungen sind bei Ihnen vertreten?

Wir stellen in erster Linie zeitgenössische Kunst aus; angefangen von ganz jungen Künstlern, Abgängern der Kunstakademien bis hin zu bekannten und großartigen Künstlern wie Gerhard Hoehme. Zu seinem 100. Geburtstag soll dies eine besondere Ausstellung seiner Werke werden. Hier auf der Gerhard-Hoehme-Allee war sein Atelier. Direkt neben seinen früheren Arbeits- und Wohnräumen, wo seine Werke entstanden sind, werden sie nun in den ehemaligen Räumen der Schule auf dem Schlossgelände gezeigt. Die Nähe macht es magisch. Man kann verstehen was er sagen will: 

Ich bin
gegen das Dogma des Abbildes
gegen das Dogma der Ideologie
gegen das Dogma des Stiles,
denn die Unsicherheit ist eine der menschlichsten Eigenschaften und die Neugier das Tor zur Freiheit. Aber auch in den Widersprüchen lebt der Mensch.
Bilder sind Lebenshilfe, man soll sich ihrer bedienen zur Erkenntnis über sich selbst, denn die Bilder sind nicht auf der Leinwand, sondern im Menschen.

Gerhard Hoehme (1968)

Wie schafft man den spannenden Höhepunkt einer Ausstellung zu kuratieren?

Ein Thema zu benennen, ist für mich von enormer Bedeutung. Bei der letzten Ausstellung fiel die Wahl auf „stoffliche Welten“. Da entstand die Kooperation von beispielsweise gewebten Arbeiten von Barbara Esser und Arbeiten von Wolfgang Horn, der graphische Arbeiten und große Raumideen für Außenbereiche wie im Stilwerk und im Kunstpalast anfertigte. Als Kontrast dazu wurden auch die Arbeiten des Glaskünstlers Klaus U. Hilsbecher präsentiert. Hilsbecher zeigte Gläser, die anmuten wie Frottee, Wolle oder auch Garn. Ich lege grundsätzlich viel Wert auf Qualität, da ich aus eigener Kraft als gelernte Goldschmiedemeisterin weiß, worauf es ankommt. Mir ist es wichtig, dass die einzelnen Künstler einen hohen Anspruch geistigen Intellekts haben und diesen mit exzellentem handwerklichem Können vereinen.

Mich interessiert, wie Konzerte zur Kunst hinzu kamen?

Anette Myburg (Musikerin Querflöte) ist die Organisatorin des „Rheinland-Festivals“. Durch ihre Bekanntschaft entstand die Idee, Kunst und Konzerte zu verbinden. Es ist nicht nur eine Bereicherung, sondern zugleich eine Inspiration auf der musikalischen Ebene. Die Bandbreite reicht von Jazz bis hin zur Popmusik und auf klassischem Niveau zu Sängern, wie Nils Wanderer, Countertenor.


Kurzvita

Beate Düsterberg

Beate Düsterberg-Eissing ist gelernte Goldschmiedemeisterin. Als Kuratorin tätig seit 2011 und seitdem für die Kunstinitiative Wurzeln und Flügel mitverantwortlich, insbesondere für die Kunstausstellungen. Themenwahl und die Wahl der Künstler unterliegen ihrer Aufgabe.

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