Einen verwunschenen Märchenwald und ein Schloss
Urlaub in der Nähe: Liedberg hat etwas zu bieten
von Barbara Schmitz
Umgeben von einem verwunschenen Wald mit 200 Jahre alten Buchen und Eichen liegt Schloss Liedberg in einem Naturschutzgebiet oberhalb des malerischen Ortes Liedberg. Es ist das älteste Natur- und Kulturdenkmal des Rhein-Kreises Neuss und seit 1985 als Denkmal eingetragen.
Bevor Schloss Liedberg im 14. Jahrhundert als Höhenburg auf und mit Sandstein gebaut wurde, gab es auf dem Berg schon Befestigungsanlagen und Burgen (Grundmauern des Schlosses stammen aus dem 11. Jh.) Es wurden auch Steinwerkzeuge aus der Altsteinzeit und Spuren kontinuierlicher Besiedlung seit der Römerzeit gefunden. Das Schloss wurde zur Zeit des Kölner Erzbischofs & Kurfürsten Friedrich von Saarwerden (1370–1414) errichtet. Neben Liedberg baute der Kurfürst auch die Anlagen in Zons, Hülchrath und Linn zu festen kurkölnischen Landesburgen aus. Im Mittelalter war das Schloss eine große Festung mit Wassergraben, der auch große Teile des heutigen Ortes Liedberg umgab. Erst ab 1608 wurden Privathäuser auf dem Festungsgelände gebaut, der Ort entstand. Der Mühlenturm, ehemaliger Burgfried, wurde nach dem Bau des Schlosses bis ins frühe 19. Jh. als Mühle genutzt.
© Fotos: Barbara Schmitz
Der Stammsitz der Grafen von Liedberg wechselte durch die Jahrhunderte immer wieder in den Besitz der Kölner Erzbischöfe und verschiedener Grafen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss 1642 nach der Schlacht auf der St. Töniser Heide von den Hessen erobert.1673 wurde der Ort im Holländischen Krieg fast völlig zerstört, die Burg beschädigt. Beim Wiederaufbau ab 1680 erhielt die Anlage ihre heutige barocke Prägung. Der Schlossvogt Damian Herman Nideggen ließ 1707 außerhalb des Schlosses die neue Schlosskapelle errichten, die 1862 zur Pfarrkirche von Liedberg wurde. 1802 wurde auch Schloss Liedberg im Zuge der Säkularisation verstaatlicht und vom Kölner Amtsverwalter Kopp erworben, bevor es bis ins 20. Jahrhundert im Familienbesitz des rheinisch-westfälischen Adelsgeschlecht, der Reichsfreiherren von Fürstenberg blieb.
Während des 2. Weltkriegs wurde das Schloss zum Teil zerstört und verfiel. Erst 1968 erfolgten erste Restaurierungen. Nach einigen Besitzerwechseln verliebte sich der Unternehmer Peter Overlack in Schloss Liedberg und erwarb es 2007. Seit 2008 werden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt und zerstörte Trakte rekonstruiert, das Schloss erstrahlt wieder. Jedes Jahr am Tag des Denkmals im September öffnet die Familie Overlack das Schloss für Besucher, und man erfährt bei den Führungen so manche Anekdote, zum Beispiel dass man 2010 bei den Sanierungsarbeiten des gotischen Turmmauerwerks in über 12 m Höhe (3. Geschoß) acht einzelne Schuhe unterschiedlicher Modelle entdeckt hat, drei Frauenschuhe, zwei Kinderschuhe und drei Männerschuhe.
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