20. Februar 2017In 2017/1

„Immer wenn ich singe, bin ich auf eine besondere Art beseelt und glücklich“

Interview mit Marc Marshall, deutscher Sänger und Entertainer im Bereich Jazz, Pop und Klassik


von Evelin Theisen

Ihr Weg als Sänger und Entertainer hat Sie heute nach Düsseldorf geführt, und wir freuen uns, dass Sie uns Zeit für ein Gespräch schenken. Ihr Vater ist der bekannte Sänger Tony Marshall und Sie besitzen ebenfalls eine wunderbare Stimme, stammen also aus einer musikalischen Familie. Wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt?

Ich hatte eine wundervolle Kindheit. Behütet im Schoße der Familie. Wir haben viel draußen Fußball gespielt. Wir konnten uns jeden Tag so richtig austoben. Es gab aber auch die traditionellen Anker, wie beispielsweise gemeinsam mit der Familie frühstücken und Mittagessen. Und obwohl unser Papa sehr oft weg war und sich natürlich mit seinem riesigen Erfolg alles änderte, hat uns die Mama immer das Gefühl gegeben, dass wir eine ganz normale Familie sind. Diese Geborgenheit spüre ich bis heute und das ist Luxus. Wir legen alle keinen Wert auf Besitz und materielle Dinge. Das ist die richtige Basis, um alle Kraft in einen künstlerischen Beruf zu legen. Ich bin sehr dankbar für das, was mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben haben.

Sie haben Jazz studiert, aber auch klassische Musik. Was liegt Ihnen mehr oder kann man das nicht so sagen?

Ich widme mich immer dem Genre, das ich gerade singe zu hundert Prozent. Ich genieße es sehr, dass ich durch meine Ausbildung, mein Talent und Glück heute in der Lage bin, stimmlich aus dem Vollen zu schöpfen. Und wer mich unbedingt in eine Schublade stecken will, kann diese gerne tun. Da steht dann drauf: „Sänger“!

Mit Marshall & Alexander starteten Sie vor fast 20 Jahren eine gemeinsame Gesangskarriere. Wie kam es dazu?

Das ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte: Wir haben uns Anfang der 1990er-Jahre in Karlsruhe an der Staatlichen Hochschule für Musik bei einer Produktion kennengelernt. Damals spielten wir in der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß. Es entwickelte sich eine gewisse Sympathie und irgendwann der Wunsch, etwas gemeinsam zu machen. In einem Studio in Berlin bei Norbert Endlich und Neumi Neumann kam es dann zur ersten Aufnahme. Thomas M. Stein, der damalige Boss von BMG, hat das gehört und entschieden, dass wir uns als Duo präsentieren sollten. Und dann folgten bis heute unzählige TV- und Liveauftritte, Goldene CDs, und so weiter. Großartig! Und 2017 feiern wir unseren Geburtstag: 20 Jahre Emotionen. 20 Jahre Hand in Hand: Marshall & Alexander!

Sie sind nicht nur Sänger, sondern auch Produzent und Komponist. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft und was würde Ihnen besonders viel Freude machen?

Wenn ich weiter mit mir selbst so zufrieden bleibe, ist alles gut. Ich mache ständig irgendetwas. Ich arbeite an einem TV-Konzept, an einem neuen Album. Gesund bleiben und auch das Leben genießen.

Wo oder vor wem würden Sie besonders gerne auftreten und wann können wir Sie wieder in Düsseldorf erwarten?

Ich habe nie darüber nachgedacht. Immer wenn ich singe, bin ich auf eine besondere Art beseelt und glücklich. Egal ob ich auf einem Geburtstag von Freunden vor 50 Personen singe oder bei einem Open-Air-Konzert mit 4.000 Menschen. In Düsseldorf bin ich am 29. Oktober 2017 im Savoy Theater im Rahmen meiner „Herzschlag-Tour“ (www.marcmarshall. de).

Wie beurteilen Sie so bekannte TV-Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“? Sind sie für junge Talente wirklich als Karrierestart geeignet?

Ich verabscheue dieses Format. Das ist moderner Menschenhandel. Wenn ich sehe, wer da sitzt und sich arrogant herausnimmt über das Schicksal junger Menschen zu urteilen, wird mir schlecht. Tut mir leid, aber damit kann ich nichts anfangen.

Ihr Vater ist auch noch sehr aktiv und hat eine Stiftung gegründet. Sie unterstützen ihn bei seinen Bemühungen. Welchen Schwerpunkt hat Ihr soziales Engagement?

Ich habe selbst zwei Projekte, die mir am Herzen liegen. Kinderlachen.de in Dortmund und die Lebenshilfe in Baden-Baden. Ich bin Botschafter dieser beiden Institutionen und geprägt durch meine Familie immer auch im Dienst der Menschen unterwegs, die Unterstützung brauchen. Mein Schwerpunkt liegt darin, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass wir noch viel mehr tun können. Schwächere zu integrieren bedeutet Bereicherung und nicht Belastung. Aber da muss noch viel getan werden.


Kurzvita

Marc MarshallMarc Marshall wurde 1963 geboren. Tourte als Sohn des bekannten Entertainers Tony Marshall bereits 1970 mit seinem Vater durch deutsche Clubs in den USA. Er besaß bereits eine außergewöhnlich gute Stimme und hatte viel Erfolg. Später studierte er unter anderem Jazz in Los Angeles und widmete sich daneben der klassischen Musik. So schloss er ein Studium als Bariton an der Hochschule für Musik in Karlsruhe ab. 1997 begannen Marshall & (Jay) Alexander eine gemeinsame Gesangskarriere als Duo. Sie nahmen seither mehrere Alben und DVDs auf dem Gebiet des Klassikpops auf und veranstalteten Konzerttourneen. Er trat aber auch als Solist auf – unter anderem mit Aretha Franklin und Andrea Bocelli – und moderierte bekannte TV-Sendungen („Wundervolle Weihnachtswelt“ 2007-2010, „Fröhlicher Weinberg“ beim SWR und viermal „Chorfest“ beim HR). Seit 2008 veranstaltet Marshall in Zusammenarbeit mit Baden-Baden Events jährlich das Festival „Mr. M‘s Jazz Club“ und holt bekannte Jazzgrößen in das Kurhaus Baden-Baden. Neben seiner Sängerlaufbahn ist er auch als Produzent und Komponist tätig. Der Song „Hand In Hand“ ist die offizielle Hymne von DHL. Seinem Freund Harry Belafonte schrieb er das Lied „A song for Harry“. Marc Marshall wohnt auch heute noch in seinem Geburtsort Baden-Baden.


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