20. August 2017In 2017/3

„Man muss sich treu bleiben und gegebenfalls mal mit dem Kopf durch die Wand“

Gespräch mit Agata Reul, Gastgeberin aus Leidenschaft


von Evelin Theisen

Im Reich von Gastronomen / Köchen sind Frauen in Führungspositionen noch in der Minderheit. Das konnte Agata Reul aber nicht abschrecken. Nach einer entsprechenden Fachausbildung – untern anderem im bekannten „Victorian“ auf der Königstraße an der Königsallee – hat sie sich einen Traum erfüllt und in Düsseldorf das mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnete Restaurant „Agata’s“ eröffnet. Zuvor musste aber auf der Münsterstraße im Herzen der Düsseldorfer City erst der komplette Umbau eines alten Lokals erfolgen. Ziel war es, stilvolles Ambiente in einer ungestörten und privaten Atmosphäre zu schaffen.

Welche Erfahrungen haben Sie persönlich dabei gemacht?

Es war eine sehr spannende und aufregende Erfahrung. Die rund 300qm haben wir komplett kernsaniert und nun erstrahlen die Räume in einem neuen Salon-Style, ausgestattet mit japanischen Elementen. Dank eines tollen Teams und der großen Unterstützung meiner Familie hat sich mein kleines Unternehmen sehr erfolgreich entwickelt.

Welche Ausbildung benötigt man, um solche Träume realisieren zu können?

Aus meiner Sicht ist eine Fachausbildung dringend erforderlich. Dazu kommt natürlich noch eine gute Portion Berufserfahrung, am besten bei verschiedenen guten Adressen.

Bekannt ist alte Spruch: „Frauen gehören an den Herd . Aber das Kochen ist zu einer Männerdomäne geworden. Kochen eigentlich Männer anders, als Frauen?

Das sind überholte Vorurteile. Frauen arbeiten gegebenfalls etwas filigraner. In meinen Küchen arbeiten Frauen und Männer gleichgestellt.

Als Gastronomin ist man gleichzeitig Gastgeberin und muss gerne Menschen um sich haben. Kann man das lernen?

Das war für mich die größte Herausforderung. Die Kunst, selbstbewusst aufzutreten ohne arrogant zu wirken. Generell sollte man am besten nicht unbedingt menschscheu sein.

Welche gastronomische Philosophie vertreten Sie? Ambiente und Küche im „Agata’s“ sind ja international ausgerichtet, aber der asiatische Einfluss ist unverkennbar.

Kulinarische Kunst und Service auf hohem Niveau, inspiriert von verschiedenen Kulturen. Wir legen Wert auf saisonale und regionale Produkte mit aller höchstem Qualitätsstandard. Unsere Gäste sollen dies vor allem genießen und sich dabei wohlfühlen. Unser Küchenchef Jörg Wissmann sammelte jahrelang multikulturelle Erfahrungen in Küchen. Ihm zur Seite steht ein weiterer Koch, der lange Zeit auf Hawaii lebte.

Düsseldorf bietet ein großes Angebot in der Gastronomie. Was würden Sie allen Frauen raten, die ihren Traum von eigenen Restaurant wahrmachen möchten?

Das gleiche, was ich meinen männlichen Kollegen rate: Verliert nie Eure Idee, also den roten Faden. Man muss sich treu bleiben und gegebenenfalls mal mit dem Kopf durch die Wand. Aber die eigenen Ideen dann auch tatsächlich umsetzen.

Da sind Sie ein gutes Vorbild für alle, die von der Selbstständigkeit träumen. Vor wenigen Wochen haben Sie noch ein zweites Restaurant eröffnet, das „Reul’s by Agata’s“.

Hier erweitern wir unser kulinarisches Konzept und bieten im „Reul‘s“ neu interpretierte bürgerliche Küche mit internationalen Einflüssen und altbekannten Geschmäckern, sowie Spezialitäten von der Rotisserie. Als Küchenchef konnte ich mit Sascha Cohen ein bekanntes Gesicht der Düsseldorfer Gastroszene gewinnen.


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