19. Juli 2015In 2015/3

„Leute zum Lachen bringen, macht mich süchtig“

Interview mit dem Schauspieler Pascal Breuer


von Dr. Susan Tuchel

Sie stammen aus einer Schauspieler- und Künstlerdynastie. Ihr Urgroßvater, der Opernsänger Hans Breuer, war der Taufpate von Siegfried Wagner, dem Sohn von Richard und Cosima Wagner. Hans Breuer nannte seinen Sohn dann wegen der Verbundenheit zu den Wagners ebenfalls Siegfried. Der wurde prompt Theater- und Filmschauspieler und war an der Seite von Joseph Cotten und Orson Welles in „Der dritte Mann“ zu sehen. Ihr Vater, Walter oder auch Siegfried Breuer junior genannt, trat ebenfalls in die Fußstapfen seines Vaters – genau wie Sie und Ihr älterer Bruder Jacques. War Ihr Vater Ihr Vorbild?

Nur sehr bedingt. obwohl mein Vater in „Die Deutschmeister“ an der seite der jungen Romy Schneider zu sehen war, war er nicht der geborene Schauspieler. 1966, also in dem Jahr, in dem ich geboren wurde, war er zum letzten Mal auf der Leinwand zu sehen. Meine Mutter war Französin und sie führten keine gute Ehe. Meine Kindheit empfinde ich rückblickend als zerrissen, das Wort Elternhaus klingt für mich fremd. Was mir Halt gab, waren die Tiere, mit denen ich aufwuchs: Da waren Boxer und Dobermänner, Pferde, Hühner, Schafe und auch Ratten. Deshalb wollte ich ursprünglich auch Tierarzt werden.

Was hinderte Sie daran?

Hauptsächlich, dass Schulen und ich nicht kompatibel sind. ich war heilfroh, als ich die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule schaffte. Nach der Schauspielschule habe ich mit Katja Riemann, mit der ich auch einige Jahre zusammen war, und mit Thomas Heinze und Heio von Stetten in einer WG gelebt. Die haben ja bekanntermaßen alle einen Senkrechtstart hingelegt. Die Anfangsjahre waren für mich ehrlich gestanden eher frustrierend. Aber immer mehr entdeckte ich die Komödie für mich und merkte, dass es süchtig machen kann, Leute zum lachen zu bringen.

Wie viele Schauspieler sind Sie auch Synchronsprecher und Regisseur und die deutsche Stimme des Bollywood-Schauspielers Shah Rukh Khan. Aber auch als Bildhauer sind Sie tätig. Ihre Skulpturen heißen „Der Kopf“, „Die goldene Frau“, „Die Scham“. Gibt es eigentlich noch Exemplare der limitierten Auflage der „Arschlochvase“?

Ja, die gibt es noch, die Idee kam offensichtlich nicht ganz so gut an. Die Bildhauerei in Ton und Bronze ist ein Hobby, ein Ausgleich zu meinem Beruf, der Fluch und Segen zugleich ist. Ist man erfolgreich, frisst er keine seelische Energie, aber immer hat man den Gedanken im Nacken, dass nur drei Prozent der Schauspieler von ihrem Beruf wirklich leben können.

Heißt das, dass sie sich einen anderen Beruf wünschen?

Nein, überhaupt nicht. Der Schauspielberuf ist ein Geschenk, trotzdem definiere ich mich nicht darüber und hüte mich auch davor, falschen Ehrgeiz zu entwickeln.

Sie leben in München mit einer italienischen Fotografin und ihrer 12 Jahre alten Tochter und zwei Katzen zusammen.

Im Moment leben wir immer noch eher auf einer Baustelle. Wir haben eine Dachwohnung in München gekauft in einem Hinterhof und diese komplett neu gebaut. Im Blaumann haben wir Wände hochgezogen und Böden verlegt. Das ging nur mit überaus komplizierten Kranaktionen, die die Baufirma Fischerhaus für uns durchgeführt hat. Die werben damit, dass sie unter schwierigsten Bedingungen bauen können und da haben wir sie beim Wort genommen.

Sie waren von April bis Juni in der Komödie ‚Der Vorname‘ von Matthieu Delaporte im Theater auf der Kö zu sehen. Was steht im Herbst an?

Wir spielen dasselbe Stück noch bis zum 16. Oktober im ‚Theater am Dom‘. Ansonsten war es nicht das erste und vermutlich auch nicht das letzte Mal, dass ich im ‚Theater an der Kö‘ gespielt habe, da ich René Heinersdorff schon recht lange kenne. Kennengelernt habe ich ihn vor 16 Jahren, als ich mit Grit Böttcher in der Komödie ‚Die Kaktusblüte‘ in München gespielt habe.

Was verbinden Sie mit Düsseldorf?

Ich liebe diese Stadt, habe auf der Hohe Straße gewohnt und war sehr oft auf dem Carlsplatz. Am liebsten habe ich allerdings während der Spielzeit in Düsseldorf nachmittags meine Slackline (zum Seiltanzen, Anm.d.Red.) in dem kleinen Park am Schwanenspiegel zwischen zwei Bäumen gespannt. Sport zu treiben, gehört für mich einfach zum Leben dazu. Wobei ich Sportarten mit ‚Zusatznutzen‘ mag. Beim Slacklinen, das man übrigens in ein paar Stunden erlernen kann, geht es auch um die innere Balance, beim Tauchen ums Abtauchen und beim Fallschirmspringen ums Loslassen können.

Wofür machen Sie sich stark, wofür engagieren Sie sich?

Für Tiervereine und Tiere aus Tierheimen. Trotzdem bin ich kein Vegetarier.

Und privat?

Da geht es mir um Beständigkeit. Meine Partnerin und ich besuchen gerade einen Boogie-Woogie-Kursus. Das ist ein sehr guter Ausgleich zu dem ganzen Baustress und glättet schon mal die Wogen.


Kurzvita

Pascal BreuerBereits mit 17 Jahren bestand der Franzose Pascal Breuer (Jahrgang 1966) die Aufnahmeprüfung an der Otto-Falckenberg-Schule in München, die den Kammerspielen angegliedert ist. Es folgten Engagements beim Bayerischen Staatsschauspiel, am Gärtnerplatztheater, am Teamtheater, an der Komödie im Bayerischen Hof, an den Komödien Düsseldorf und Köln und am Theater am Kurfürstendamm in Berlin. Breuer stand außerdem in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera, u. a. in „Eurocops“, „Diese Drombuschs“, „Küstenwache“, „Medicopter“ und „Soko Kitzbühel“. Regie führte er in Christopher Durangs „Gebrüllt vor Lachen“ am Münchner Theater 44 und in „Doppelzim-mer“ mit Heiner Lauterbach. Seit 2004 spielt er jedes Jahr zur Weihnachtszeit in der Komödie „Die Feuerzangenbowle“ im Bayerischen Hof den Pfeiffer „mit drei f“. 2006 wurde er mit dem Merkur-Theaterpreis für seine Gesamtleistung ausgezeichnet.


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