Mein Leben in Sydney/Australien
„Wir leben dort, wo andere Urlaub machen„
von Daniel Jarosch
Draußen scheint die Sonne und es sind 28° Grad. Wir leben dort, wo andere Urlaub machen: in North Bondi, Australien – oder für die Neue Seefahrer Generation: 33.8879° S, 151.2808° E.
Wir, das sind ich, meine Frau Sibylle und unsere zwei Söhnen Luca (4) und Kiran (2). Wir leben in Sydney nur einen Steinwurf vom Pazifik entfernt. Weil das Wetter bekannter weise ein wenig besser ist als am Rhein spielt sich das Wochenend-Freizeit-Programm draußen in den Parks, in der Natur und am Strand ab. Und das schon ab sehr früher Uhrzeit. Ein Paradies für den gemeinen Frühaufsteher. Jeden Tag zwischen ab 6 Uhr morgens (egal ob Regen oder Sonnenschein) tummeln sich schon hunderte von Schwimmern, Joggern und Fitnessfreaks am Strand. Das ist natürlich von Vorteil, wenn man früh aufstehende kleine Kinder hat. Hier ist immer etwas los. Und während man in Düsseldorf um 7 Uhr morgens sehr suchen muss, um ein offenes Café zu finden, muss man hier eher schauen, dass man um 7.30 Uhr noch einen Platz bekommt.
Australien ist das flächenmäßig sechstgrößte Land der Welt. Allerdings leben hier gerade einmal 22,8 Millionen Menschen. Also nur ein paar mehr als NRW. Die Bevölkerungsdichte beträgt 2,9 Einwohner pro Quadratkilometer. In Deutschland sind es 229 Einwohner pro Quadratkilometer.
Australien ist eines der beliebtesten Fernreiseziele der Deutschen. Das ist nicht überraschend, bietet Australien eine einzigartige Natur, wunderschöne Strände, hervorragende westliche touristische Infrastruktur oder auch Ortsnamen, die schon auf der 24-stündigen Anreise für mächtig Unterhaltung sorgen können: Humpybong, Woolloomooloo, No Where Else, End Of The World und Ozenkadnook; was soviel wie “sehr fettes Känguru” bedeutet.
Sydney ist eine wunderschön am Pazifik gelegene Großstadt mit 4,6 Millionen Einwohnern. Hier ist die größte – ohnehin meist übertriebene – Gefahr nicht das „Killer Wildlife“, sondern dass jeder Vorname bei der Einreise sofort auf eine Silbe abgekürzt wird und mit „i“ oder „o“ endet (ein lokales Zeichen der Sympathie, dass man jemanden mag), dass man gerne Rote Beete auf einen schmackhaften Hamburger legt oder dass Anschnallgurt und Lenkrad im Sommer schnell mal zum Brandeisen werden.
Die Stadt Sydney ist auf Fels gebaut – was für lokalen Haus- und Kellerbau oft eine Herausforderung darstellt. Es liegt um den wunderschönen Hafen, eine sehr große Bucht, an der auch das bekannte Sydney Opera House und die Harbour Bridge liegt. Das weitere Umland ist geprägt von Nationalparks, Eukalyptuswäldern und natürlich Stränden.
Sydney erhält regelmäßig Auszeichnungen für seine hohe Lebensqualität. Das Klima ist angenehm, die Nähe zum Pazifik ein Traum und die Infrastruktur (Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Shopping etc) hervorragend. Allerdings ist Sydney auch eine der weltweit teuersten Städte. Die Zeitschrift Economist hat sie vor kurzem als die drittteuerste Stadt der Welt nach Tokyo und Osaka und vor Zürich oder Paris bestimmt. Das heißt, entgegen hartnäckiger Gerüchte muss man auch in Australien arbeiten und die Woche unterscheidet sich nicht sehr von einem Arbeitsalltag sonst wo. Erwähnenswert ist vielleicht die englische Dinner-Kultur. Das gemeinsame Familienessen ist abends um 19 Uhr. Das hat zur Folge, dass viele Mitarbeiter gegen 18 nach Hause gehen, um mit der Familie zu Abend zu essen. Nach ein paar Stunden sieht man sie wieder auf Skype arbeiten.
Wenn man als Düsseldorfer in Australien lebt, ist es natürlich, das alltägliche Leben mit dem in Deutschland zu vergleichen. Wie schon erwähnt, der Lebensstandard ist in den meisten Aspekten vergleichbar mit dem in Deutschland. Natürlich gibt es einige Abweichungen, welche aber dem Gesamtbild und der hohen Lebensqualität keinen Abbruch tun.
Unterhaltsam ist es, die kleinen Dinge zu bemerken, die Australien so anders machen und einen manchmal zum Schmunzeln bringen:
Wenn die Busfahrer streiken, dann fahren sie trotz Streiks munter weiter Bus und befördern die Wartenden. Sie nehmen dann allerdings alle Fahrgäste umsonst mit. So bestrafen sie den, den es wirklich betrifft (die Stadt) und die Gäste lieben Ihre Busfahrer.
In Australien ist das Wählen Pflicht und so liegt die Wahlbeteiligung nie unter 94 Prozent während sie in Deutschland oft unter 75 Prozent liegt.
An Feiertagen – den Tagen mit den statistisch meisten Verkehrstoten – werden einfach die Verkehrsstrafen verdoppelt. Und die sind ohnehin schon saftig: Falschparken normal: 70 Euro, 10 km/h zu schnell fahren: 250 Euro, Handy am Steuer: 360 Euro. Ob das nun der richtige oder falsche Weg ist, überlasse ich anderen zu beurteilen. Als Folge davon hält man sich sehr schnell an die Verkehrsregeln.
Kulturell hat Sydney, man mag es aufgrund der Lage im aktiven globalen Abseits kaum glauben, auch viel zu bieten. Aber gerade die geographische Lage hat zur Folge, dass man sich für die Welt hinter dem eigenen Tellerrand interessiert. Multikulti wird in Australien gelebt. Immerhin sind 25 Prozent der Australier nicht in Australien geboren. Ausstellungen aus der Met oder Moma kommen regelmäßig nach Sydney. Das Sydney Opernhaus ist vielleicht nicht in der Champions-League internationaler Opernhäuser, dennoch ist es immer ausgebucht und bemüht sich um ein abwechslungsreiches Programm, das breite Bevölkerungsschichten anspricht.
Australien Abgeleitet von „terra australis“‚ heißt südliches Land und liegt auf der Südhalbkugel nordwestlich von Neuseeland und südlich von Indonesien. Die Einwohnerzahl liegt bei circa 23 Millionen. Hauptstadt ist Canberra. Rund 92 Prozent der Bevölkerung sind europäischer, 7 Prozent asiatischer Abstammung. Aborigines sind die Ureinwohner Australiens. Hier ist die Heimat des Great Barrier Reef, des längsten Korallenriffs der Erde, dem Ayers Rock und vor allem von 35.000 Kilometer Küste. Dieses Land verfügt über eine Tierwelt, die sich stark vom Rest der Welt unterscheidet. Etwa 90 Prozent aller australischen Tiere gibt es nur auf diesem Kontinent. So die bekannten Verdächtigen: Känguru, Koala, Wombat, Platypus aber auch die weniger beliebten King Brown Snake, Inland Taipan oder Tiger Snake – denn die giftigsten Schlangen der Welt sind alle in Australien heimisch. 85 Prozent aller Australier wohnen in den Städten Sydney, Melbourne, Brisbane, Perth und Adelaide. |
Kinder werden hier schon in sehr frühem Alter an das Meer gewöhnt. So strömen jedes Wochenende tausende sogenannter „Nippers“ (das sind Kinder im Vorschul- und Schulalter) an den Strand und machen Sport und Spiele im Sand und in den Wellen. So lernen sie alles über die Wellen, die Strömungen und auch das Surfen. Das geht natürlich bei uns älteren zugezogenen Exil-Düsseldorfern nicht mehr so schnell. Wir surfen doch lieber dann, wenn die Welle nicht so groß ist, dass ein Doppeldeckerbus hineinpassen würde. Das überlassen wir den Pros.
Ich selber spiele immer noch Feldhockey. Ich habe 20 Jahre beim Düsseldorfer HC gespielt und bin noch sehr mit dem Club und dem Sport verbunden. Leider gibt es hier nicht so einen tollen Hockey Club. Darum fahre ich ein bis zweimal die Woche nach Homebush (ein Sportpark, der extra für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 gebaut wurde) und spiele dort mit Gleichaltrigen in der Veteranen Liga. Meine zwei Jungs spielen gerne Fußball, der bei den Jungen in den Parks sehr populär ist und dem Rugby inzwischen den Rang abläuft.
Kurzvita
Daniel Jarosch ist deutscher und australischer Staatsbürger und studierte Betriebswirtschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Systems Dynamics am MIT, Boston/USA, und der TU Dresden.
Daniel ist Unternehmer und Geschäftsführer von mehreren Internet Unternehmen (u.a. brandsExclusive.com.au, spreets.com.au oder styletread.com.au. Er wurde für den „Entrepreneur des Jahres“ 2012 von Ernest Young nominiert und erhielt 2013 den Pearcey Australien Anerkennungspreis für seine Unternehmerischen Erfolge.brandsExclusive ist eines der führenden australischen E-Commerce-Unternehmen und wurde von ihm und Rolf Weber im Jahr 2008 gegründet.
brandsExclusive hat 180 Mitarbeiter, 3 Millionen Mitglieder und arbeitet mit ca. 1.000 Marken. Im Jahr 2012 gewann brandsExclusive den Deloitte Tech Fast 50 Preis für das am schnellsten wachsende Unternehmen in Australien und Platz 31 in Asien. 2013 gewann brandsExclusive den BRW 100 Fast Starter Preis. brandsExclusive wurde Ende 2012 an APN verkauft. Vor brandsExclusive hat Daniel mit führenden Internetfirmen (eBay, Gameduell.de und myHammer) sowie mit PwC und Deutsche Bank in Management Positionen gearbeitet.
Daniel ist ein aktiver Business Angel und investiert in junge Start-ups.
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