2. Februar 2013In 2013/1

Mein Leben in Dubai

„Es gibt die kleinen und feinen Unterschiede, die das Leben hier zu etwas Besonderem machen“


von Tanya Bernthaler

Dubai, wer das hört bekommt große Augen. Die Stadt der Superlative – die größte Mall – der höchste Turm – das höchste Hotel – die meisten Expats (befristet im Ausland lebend) in Relation zur einheimischen Bevölkerung – die Liste ließe sich endlos weiterführen. Eine Stadt die Tag und Nacht lebt,

in der man an jeder Ecke auf verschiedenste Nationalitäten, Sprachen und Kulturen trifft.

Als vierköpfige Familie zogen wir im Januar 2008 nach Dubai. Unsere Neugier und Freude waren gleichermaßen groß. Mein Mann kannte die Region schon sehr gut und war von Anfang an sicher, dass der Umzug von Stuttgart nach Dubai für uns als Familie nur positiv und bereichernd sein würde – was bis zum heutigen Tag auch so ist. Unsere Kinder haben wir in die Deutsche Internationale Schule eingeschrieben, damit sie bei der eventuellen Rückkehr nach Deutschland problemlos eingegliedert werden können.

Zudem war die „deutsche“ Umgebung zu Anfang eine große Hilfe für unsere Kinder, um sich an ihre neue Stadt zu gewöhnen. Natürlich gibt es an der Schule ein ständiges Kommen und Gehen, da die Mehrheit der Schüler auch aus Expatfamilien stammt.

Die Kinder genießen eine „deutsche“ Erziehung und lernen nebenbei Arabisch, damit sie ein wenig Lesen und Schreiben können und ein Gefühl für die fremde Kultur bekommen. Englisch sprechen beide inzwischen fließend, da der Alltag in den Emiraten in englischer Sprache abläuft.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE ) leben nach neuesten Schätzungen circa acht Millionen Menschen. Die große Minderheit sind die Emiratis (circa 1,5 Millionen), der Rest ist eine kunterbunte Mischung aus Menschen aller Herren Länder. Obwohl Abu Dhabi die Hauptstadt der VAE ist, leben die meisten Menschen in Dubai, denn hier schlägt der Puls des Landes.

Mit Beginn des arabischen Frühlings erholte sich Dubai nach relativ kurzer Krisenzeit (2009/2010) in atemberaubendem Tempo. Von Immobilienkrise kein Spur mehr – im Gegenteil: Die Miet- und Verkaufspreise steigen und alte wie auch neue Infrastrukturprojekte wurden wieder ins Leben gerufen.

Auch wir merken das im Alltag: Die Geschäfte meines Mannes, der in der Automobilbranche tätig ist, gehen seit Mitte 2011 steil bergauf. Die Einkaufszentren und Restaurants sind so verstopft, wie die Straßen und der Flughafen platzt trotz Ausbau aus allen Nähten. Dubai durchbrach 2012 zum ersten Mal die magische Zahl von 10 Millionen Touristen. Und das soll erst der Anfang sein, denn man hat sich als Ausrichter der Expo 2020 beworben.

Dubai ist übrigens einer der sichersten Orte weltweit. Kriminalität gibt es praktisch nicht. Von Einbrüchen oder Diebstahl hört man ganz selten. Grund dafür sind unseres Erachtens die drakonischen

Strafen, die nicht selten im Gefängnis enden. Verbunden damit ist die Deportation und die Tatsache, nie wieder in die VAE einreisen zu dürfen. Da wir bereits in Städten wir Mexiko und Miami gelebt haben, schätzen wir diese Sicherheit ganz besonders.

Im Grunde genommen läuft jedoch der Alltag genauso ab, wie in Deutschland oder anderswo. Die Kinder besuchen fünf Tage die Woche die Schule (mit dem Unterschied, dass die Arbeitswoche hier Sonntags beginnt und Donnerstags endet). Die Nachmittage sind gefüllt mit Hausaufgaben und den sportlichen Aktivitäten. Unsere Tochter Sophia geht in die rhythmische Sportgymnastik sowie zum HipHop. Unser Sohn spielt bei dem lokalen Fußballverein Al Wasl, wobei er neben dem Sport noch Arabisch lernt, da seine Mannschaftskameraden allesamt Emiratis sind. Mein Mann geht seinem Beruf nach und ist – wie auch schon in Deutschland oder den USA – fünf bis sechs Tage die Woche voll eingespannt. 

Info: Dubai

Dubai-Flagge

Dubai ist eines der sieben Arabischen Emirate am Persischen Golf, deren Hauptstadt Abu Dhabi ist. Mit derzeit etwa 2,1 Millionen Einwohnern ist Dubai die größte Stadt der Emirate. Im Norden grenzt sie an das Emirat Sharjah, im Süden an das mit Abstand größte und reichste Emirat Abu Dhabi. 
Keimzelle von Dubai ist der Creek, eine 100 bis 1.300 Meter breite und circa 14 Kilometer lange Bucht des Persischen Golfs, an dem sich erstmals Perlentaucher und Fischer ansiedelten.
Bekannt wurde Dubai vor allem durch das exklusive 7-Sterne „Segelhotel“ Burj Al Arab, die 2008 vollendete, künstliche Insel „Palm Jumeirah“ und das derzeit mit 830 Metern höchste Gebäude der Welt (Burj Khalifa). 
Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum widmet sich übrigens der Poesie und ist für seine Gedichte bekannt, die man auf seiner Webseite nachlesen kann.

Für mich bleibt dann noch die Organisation dieses kleinen Familienunternehmens. Meine Tätigkeiten erstrecken sich über Chauffeursdienste meiner Kinder zur Schule, zu Freunden oder den verschiedenen Freizeitaktivitäten, den Haushalt sowie die allgemeine Organisation der anfallenden Probleme um unser Haus. Deutsches Handwerkertum sucht man fast vergeblich. Da ist es oft besser, selbst Hand anzulegen. Abends vereint sich die Familie dann um den Esstisch und man reflektiert den vergangenen Tag. 

Es gibt jedoch die kleinen und feinen Unterschiede, die das Leben hier zu etwas Besonderem machen. Da ist zum einen das ständig gute Wetter. Die Sonne scheint 365 Tage im Jahr und von Oktober bis Mitte Mai frühstücken wir sieben Tage die Woche im Garten. Wir brauchen weder Regenkleidung noch warme Sachen. Die sommerlichen Temperaturen liegen nachts selten unter 35 Grad und steigen tagsüber gerne über 45 Grad. Wir vermissen aber die trüben Frühlings- und Herbsttage in Deutschland nicht, sondern wir haben uns an diese Hitze gewöhnt. Unsere Wochenenden sind schon lange im voraus verplant. Am beliebtesten sind die Ausflüge in die Wüste. Wir fahren zuerst eine Stunde mit den Quads durch den Sand, setzen uns dann an eine schattige Stelle und genießen die Landschaft bei einem leckeren Barbecue. Allerdings ohne Alkohol, denn zum einen gibt es die Nullpromilleregel und zum anderen liegt unser Ausflugsplatz im Nachbaremirat Sharjah, das als „trockenes“ Emirat bekannt ist. 

Wenn wir nicht in die Wüste fahren, gehen wir an den Strand oder wir fahren Ski in SkiDubai in der Mall of the Emirates – oder manchmal sogar beides an einem Tag. Ist Besuch aus Deutschland da – was öfter der Fall ist – ziehen wir auch gerne durch die Stadt. Ein Besuch in der Dubaimall (größtes Einkaufszentrum Asiens und Europas) mit Ausflug auf den Burj Khalifa – die Aussichtsplatte liegt in circa 450 Metern Höhe – ist ebenso Pflicht, wie eine Fahrt auf einer alten Dow im Dubai Creek mit anschließendem Rundgang über den Gold- und Gemüsemarkt. Hier kann man auf typisch arabische Art sein Verhandlungsgeschick unter Beweis stellen, um Dinge zu erwerben, die man eigentlich gar nicht braucht. Ach ja, und wenn man dann noch Lust hat auf eine Runde Schlittschuhlaufen oder Tauchen im Aquarium, fährt man einfach noch mal zurück in die Dubaimall. 

Den Tag kann man dann bei einem sehr guten und auch teuren Abendessen rund um die Dubai Fountain beschließen – wahrscheinlich die größten, höchsten und nassesten Wasserspiele der Welt. Dubai ist definitiv eine Stadt der Superlative, fast schon ein bisschen wie Disneyland. Trotzdem ist das Leben eine große Herausforderung. Aber eines ist einmalig: Die große Vision der Herrscher und die meist unbürokratische Umsetzung der zum Teil verrückten Pläne machen das Land und diese Stadt so einzigartig. 

Wer noch nicht in Dubai war, sollte die nächste Gelegenheit nutzen, es zu besuchen. Und wer schon hier war und wiederkommt, wird eine veränderte Stadt vorfinden. Denn die einzige Konstante ist der ständige Wechsel der Menschen und die baulichen Veränderungen der Stadt – alles im Einklang mit der Vision des Herrschers von Dubai, Sheikh Mohamed bin Rashid al Maktoum.


Kurzvita

Tanya BernthalerTanya Bernthaler wurde 1969 in Mexiko geboren. Sie ist gelernte Industriekauffrau.
Seit 1995 ist sie verheiratet und Mutter zweier Kinder. 
Seit fünf Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Dubai.


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